Montag, 9. Dezember 2013

Exkurs: „Die Kronen Zeitung will die sozialdemokratische Regierung stürzen“

Das umfangreiche Tagebuch von Handels- und Industrieminister Josef Staribacher (einsehbar in der Stiftung Bruno Kreisky Archiv) ermöglicht einen Blick hinter die Kulissen der Kreisky-Regierung:

Eintrag vom 12. April 1983 (Rechtschreibfehler korrigiert):

„Die Kronen Zeitung ist jetzt sehr feindlich eingestellt. In der Vergangenheit war sie zwar nicht SPÖ-freundlich, aber in Wahlzeiten hat sie sich neutral verhalten. Jetzt hat der Herausgeber Dichand und der Geschäftsführende Chefredakteur Dragon beschlossen, die Grünen zu fördern. Die Kronen Zeitung will die sozialdemokratische Regierung stürzen. Dichand ist heute der reichste Mann Österreichs. […] Er [Kreisky] weiß heute schon, dass die Kronen Zeitung aus der TV-Diskussion zwischen Kreisky und Mock einen Sieg Mocks melden wird. Kreisky sei nicht mehr kampffähig usw. Kreisky hat daher von der Kronen Zeitung verlangt, dass zwei Leute darüber berichten sollen, der eine wird [Name] sein, der die Hälfte seiner Arbeitszeit am Tennisplatz verbringt. Kreisky ist auf ihn bitter böse, obwohl er früher [Name] immer Informationen gegeben hat und bezeichnet ihn als Schurke, weil er eben in der letzten Zeit Kreisky besonders hart kritisiert. [Name] sei der einzig Anständige, wenn man von [Name] noch absieht. Diesen werden aber nur positive Sätze aus ihren Berichten rausgestrichen. Ich habe mit Dichand und Dragon, die ich beide ja nur flüchtig kenne, jahrzehntelang keinen Kontakt. Ich kenne daher ihre letzte Einstellung nicht. Eines weiß ich nur, dass Dichand und auch Dragon die Grünen unterstützen, weil sie sich dadurch auf alle Fälle weitere Leser erwarten. Dass so ein Massenblatt mit 2 1/5 Mio. Leser entsprechende Politik machen kann, ist mir auch klar. Die besondere Grünpropaganda der Kronen Zeitung aber war für mich nur ein weiterer Beweis, dass diese Leute auch mit Genehmigung des Herausgebers eben sei es bei Zwentendorf oder bei anderen Maßnahmen schon klar zu erkennen gegeben haben, wo sie stehen.“