Mittwoch, 29. Oktober 2014

Der Ostblock und der internationale Terrorismus

Das Thema Terrorismus spielte vor allem in der Spätphase des Kalten Krieges eine wichtige Rolle in der weltanschaulichen Auseinandersetzung zwischen den Machtblöcken. Spätestens ab Ende der 1970er Jahre wurde die Sowjetunion von Teilen der angloamerikanischen und israelischen Publizistik verstärkt als die geheime Macht hinter dem „internationalen Terrorismus“ angeklagt. So wie der kommunistische Feind eine monolithische Einheit bildete, waren demnach auch die Aktivitäten von terroristischen Gruppen auf ein einziges Gravitationszentrum zurückzuführen – die Sowjetunion. Von dort aus würde nicht nur das Vordringen des Marxismus in der Dritten Welt gesteuert, sondern auch die Terrorakte im Nahen Osten und Westeuropa. 

Am einflussreichsten in dieser Hinsicht war die Publikation The Terror Network (1981) der US-amerikanischen Journalistin Claire Sterling. Ihre Kernthese: Über Mittelsmänner wie die palästinensische Radikale oder „Satelliten“ wie Kuba, Südjemen oder Libyen würde Moskau eine „furchterregende Geheimarmee“, bestehend aus praktisch allen linksradikalen Terrorgruppen, logistisch unterstützen bzw. sie unterwandern. „Der Hauptwert der Terroristen für den Kreml lag in ihrem energischen Bemühen, die demokratischen Gesellschaften zu schwächen und zu demoralisieren, zu verwirren, zu demütigen, in Angst zu versetzen, zu lähmen und wenn möglich zu demontieren“, so Sterling .
PLO-Delegation besucht 1971 Ost-Berlin (Quelle: Wikimedia Commons)
Während diese Auseinandersetzung vor allem mit ideologischer Schlagseite und wenig Faktenorientierung geführt wurde, ist das komplexe Verhältnis von Warschauer Pakt-Staaten und terroristischen Gruppen seit 1989 deutlicher geworden. Zwischen wem genau solche Beziehungen bestanden, welcher Art diese waren und wie sie sich über die Zeit veränderten, dazu steht die Forschung laut dem Politikwissenschaftler Christopher Daase aber „noch ganz am Anfang“. Im angelsächsischen Diskurs dagegen wurde die Kooperation zwischen osteuropäischen Geheimdiensten und Terrorgruppen kontinuierlich herausgestrichen. Was die genauen Mechanismen und Modalitäten dieser Zusammenarbeit betrifft, so ist jedenfalls weiterer Aufklärungsbedarf gegeben.

Keine faktische Kontrolle über den Terrorismus
Klar ist zumindest, dass Moskau nicht die einzige Quelle allen terroristischen Übels war, so wie es die Reagan-Regierung Anfang der 1980er Jahre propagandistisch überspitzt dargestellt hatte. Gleichzeitig war die Sowjetmacht auch kein untätiger Beobachter. Die UdSSR unterstützte nicht nur „nationale Befreiungsbewegungen“ in Asien, Afrika und Lateinamerika, sondern auch terroristische Gruppen im Nahen Osten und in Nordirland. Diese substantielle Rolle kam aber keiner faktischen Kontrolle über den Terrorismus gleich. Die Gruppen behielten ihre Autonomie und waren keine verlängerten Arme der sowjetischen Außenpolitik.

Genau dieser Umstand geht beispielsweise aus einer CIA-Analyse zur „Rolle des Sowjetblockes im Internationalen Terrorismus“ hervor, die man 1986 dem Minister für Staatssicherheit Erich Mielke in einer deutschsprachigen Übersetzung zur „Kenntnisnahme“ vorgelegte: „Die sowjetische Führung betrachtet seit längerem den Terrorismus sowie politische Gewalt allgemein als grundsätzlich legitimes Mittel zur Verfolgung und Förderung sowjetischer Interessen.“ Zwei Erscheinungsformen an Unterstützung wurden unterscheiden: Einerseits die zum Teil offene Unterstützung für sogenannte Befreiungsbewegungen, „sie sich terroristischer Mittel bedienen (z.B. PLO [Palestine Liberation Organization], ANC [African National Congress])“. Andererseits die „verdeckte und meist indirekte Unterstützung für extremistische und revolutionäre Gruppen ohne politische Legitimation durch Moskaus Verbündete im SOWB [Sowjetblock] und der 3. Welt“. Der Terrorismus in Westeuropa erhalte jedoch keine Hilfe, „selbst wenn man in Moskau hierzu offenbar Bedenken hat, da der destabilisierende Faktor innerhalb der NATO aus sowjetischer Sicht positiv zu bewerten ist“. Eine direkte Hilfe für westeuropäische Terroristen werde jedoch „als zu hohes Risiko angesehen“: „Jede Verwicklung darin ist lediglich kontraproduktiv.“ Im Nahen Osten dagegen leiste die UdSSR „offene Hilfe mittels Ausbildung, Waffen, Finanzmittel sowie nachrichtendienstlicher Informationen“. Aber auch an dieser Stelle hielt der Bericht fest: „Die Aktivitäten der einzelnen Gruppen werden nicht von Moskau dirigiert. Die UdSSR vermeidet direkte Kontakte zu Abu Nidal/Carlos Gruppe, jedoch erfolgt eine direkte Hilfe durch DDR/UVR [Ungarische Volksrepublik]/Rumänien/Bulgarien/VRP [Volksrepublik Polen].“ Angeblich würden Trainingslager für Terrorgruppen aus dem Nahen Osten und der Dritten Welt in der UdSSR existieren: „Von insgesamt 5 – 6 erkannten Lagern werden einige direkt vom KGB/GRU  unterhalten, andere befinden sich in regulären Ausbildungseinrichtungen der UdSSR-Streitkräfte.“ Die Sowjetunion würde weiters den Terrorismus nachrichtendienstlich durchdringen – „durch Werbung von Gruppenmitgliedern als Informanten“: „Wegen der eigenen Zurückhaltung in der Führung und Zielauswahl will Moskau wenigstens indirekt die Kontrolle und Kenntnis von Vorhaben usw. erhalten.“

Für eine direkte Rolle der UdSSR an den „Schalthebeln“ des internationalen Terrorismus gibt es wenige Belege. Vor allem handelt es sich um Angaben von Überläufer aus östlichen Geheimdiensten, die mit quellenkritischem Vorbehalt zu betrachten sind. So berichtete der tschechische General Jan Sejna, der 1968 in die USA flüchtete, von einem KGB-Ausbildungslager in einem Waldgebiet bei Karlovy Vary (Karlsbad), wo ausgesuchte Terroristen aus Europa und der Dritten Welt gedrillt wurden . Der rumänische Generalleutnant Ion Pacepa, der 1978 überlief, beschrieb in seinem Memoiren (Red Horizons, 1987) abenteuerlich anmutende Hilfeleistungen seines Dienstes für die PLO, den libyschen Oberst Gaddafi sowie Illich Ramirez Sanchez, genannt „Carlos der Schakal“. 1990 veröffentlichte der britische Historiker Christopher Andrew 1990 gemeinsam mit dem ehemaligen KGB-Offizier Oleg Gordiewsky eine Geschichte der Auslandsoperationen des sowjetischen Geheimdienstes. Darin heißt es einschränkend, dass der KGB war zwar nicht der „Kopf des Terrorismus im Nahen Osten“ gewesen sei, „doch unschuldig war er deshalb beileibe nicht“: „Die Moskauer Zentrale missbilligte zwar Angriffe gegen zivile Ziele, wusste aber sehr wohl, dass einige Freiheitskämpfer in Balaschika  tatsächliche oder potentielle Terroristen waren. Ebenso wussten sie von ihren Agenten in der PLO, dass Verbindungsoffiziere der PLO und die Botschaften Syriens, Libyens und anderer Länder in Moskau und weiteren osteuropäischen Hauptstädten bei der Vorbereitung einiger terroristischer Operationen halfen.“

Wadi Haddad, ein KGB-Agent
1999 präsentierte wiederum Andrews, diesmal in Zusammenarbeit mit dem Ex-KGB-Oberst Wassili Mitrochin das „Das Schwarzbuch des KGB“. Dieses basierte auf Kopien sowjetischer Geheimdienstunterlagen, die Mitrochin in seiner Funktion als Archivar beiseite geschafft hatte.
Aus einem dieser Dokumente geht hervor, dass Wadi Haddad, Anführer der Palästinensischen Volksbefreiungsfront (PLFP) und „Pate“ des internationalen Terrorismus, seit 1970 vom KGB unter dem Decknamen „NATIONALIST“ als Agent geführt wurde. Geheimdienstchef Juri Andropow berichtete an Premierminister Leonid Breschnew: „Die Natur unserer Beziehung zu W. Haddad versetzt uns in die Lage, die externen Operationen der PLFP bis zu einem gewissen Grad zu kontrollieren, in einer für die Sowjetunion günstigen Weise Einfluss zu nehmen und durch Kräfte der Organisation unter Einhaltung der notwendigen konspirativen Geheimhaltung aktive Maßnahmen zur Unterstützung unserer Interessen ausführen zu lassen.“  Einem weiteren Dokument von 1975 zufolge, soll der KGB der PLFP „mit Hilfe eines Aufklärungsschiffes der Seekriegsflotte der UdSSR“ in den neutralen Gewässern des Golfes von Aden 58 Maschinenpistolen, 50 Pistolen, darunter zehn mit Schalldämpfer ausgestattet sowie 34.000 Schuss Munition übergeben haben. Dokumentiert sind weiters Beziehungen zwischen der UdSSR und der Abu-Nidal-Organisation (ANO), die sich 1974 von der PLO abgespalten hatte und bis Ende der 1980er Jahre zahlreiche Attentate mit zivilen Opfern verübte. Aus einem Bericht des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) von 1987 geht hervor, dass die Sowjetunion zur ANO „seit Jahren inoffizielle Kontakte, insbesondere über den Militärattaché der Botschaft in Damaskus“ unterhalte. Der gute Draht zur ANO dürfte vor allem der Beschaffung von Militärtechnik gedient haben.

Terroristische Präsenz in Osteuropa 
Andropows Entscheidung, Haddads PLFP für „Sonderoperationen“ zu verwenden, markierte jedenfalls einen Wendepunkt in der Geschichte des KGB: „In Zukunft sollten andere Nachrichtendienste des Ostblocks dem sowjetischen Beispiel folgen und terroristische Gruppen benutzen oder ihren Einsatz stillschweigend in Kauf nehmen.“  Die Satellitenstaaten in Osteuropa, die DDR, Ungarn, CSSR, Polen, Bulgarien, Jugoslawien und Rumänien ließen sich auf enge Beziehungen zu Terroristen ein bzw. tolerierten deren Präsenz. Es gab einen „direkten Draht“ zu mehreren nahöstlichen Organisationen, darunter die ANO, die PLFP und die Carlos-Gruppe. Aber auch westliche Gruppen profitierten: Erst kürzlich wollten Tschechische Ermittler Hinweise darauf gefunden haben, dass Mitglieder der italienischen Roten Brigaden, die 1978 an der Entführung von Aldo Moro beteiligt waren, in der bereits erwähnten Anlage in Karlsbad trainiert wurden . Die CSSR war darüber hinaus ein wichtiger Produzent des Plastiksprengstoff „Semtex”. Einer der wichtigsten Abnehmer war Libyen, das große Mengen an seine palästinensischen Verbündeten weitergab, die es wiederum terroristischen Gruppen zur Verfügung stellten.

Nur in einigen Fällen gaben sozialistische Länder terroristische Anschläge selbst in Auftrag: 1981 bestellte der rumänische Diktator Nicolai Ceausescu ein Attentat der Carlos-Gruppe gegen Radio Free Europe in München. Aufgrund eines schweren operationellen Fehlers explodierte die 15kg-Bombe jedoch nicht vor den rumänischen, sondern vor den tschechoslowakischen Büros. Acht Mitarbeiter wurden zum Teil schwer verletzt. Häufiger kam es vor, dass Terroristen in Warschauer Pakt-Staaten Stützpunkte etablierten und dabei mit den Geheimdiensten dieser Länder kooperierten: Ein gutes Beispiel hierfür ist die Präsenz von Abu Nidal in Polen. Er reiste 1981 mit engsten Familienangehörigen und seinen Adjutanten zum ersten Mal in das Land und blieb dort bis 1985/1986. Gemeinsam mit seiner Frau und seinen Kindern lebte Abu Nidal in der Kleinstadt Pabianice in Zentral-Polen in einer von insgesamt drei Villen, die von der polnischen Geheimpolizei bewacht wurden. 

Bekannt ist auch, dass die DDR von 1980 an zehn „Aussteiger“ der „zweiten Generation“ der RAF aufnahm und diese mit neuen Namen, Wohnungen und Beschäftigung versorgte. Das führte auch dazu, dass die aktiven Mitglieder um Unterstützung ansuchten: Von 1980 bis 1982 wurden RAF-Leute von MfS-Spezialkräften unter anderem in der Handhabung von Raketenwerfern ausgebildet. Dieses Training stand offenbar in Zusammenhang mit dem terroristischen Angriff auf NATO-Kommandeur, US-General Frederick Kroesen am 15. September 1981. Bislang herrscht jedoch Unklarheit, ob das Trainingsschießen vor oder nach dem erfolglosen Anschlag stattfand. Wie Tobias Wunschik betont, ging diese „RAF-Stasi-Connection“ jedoch schon 1983/84 „teilweise in die Brüche“: Aus Furcht vor außenpolitischen Komplikationen tendierte zu das MfS danach zu einer vorsichtigeren Linie. Terroristen wurden angehalten, sich in der DDR konspirativ zu bewegen, außerdem sei die Unterstützung des internationalen Terrorismus ab 1984 „deutlich vermindert“ worden.

Ehemaliger Sitz der Hauptverwaltung Aufklärung des MfS (Quelle: Wikimedia Commons)

Die DDR und die Palästinenser
Am Beispiel der DDR wird auch deutlich, wie die Kontakte osteuropäischer Staaten zu Befreiungsbewegungen wie der PLO abliefen : Anfang April 1979 schlug der leitende Offizier des PLO-Geheimdienstes RASD, Abu Hisham, dem MfS vor, „eine umfassendere, offizielle Zusammenarbeit mit strategischem Charakter in allen politischen und Sicherheitsfragen“ herzustellen. Der Vorstoß erfolge im Auftrage des RASD-Leiters Abu Iyad und sei mit PLO-Führer Jassir Arafat abgestimmt: Letzterer könne solche Fragen bzw. „davon abgeleitete Probleme“ aufgrund seiner Funktion „nicht persönlich ansprechen“. Auch die PLO-Vertretung in Ost-Berlin müsse aus dieser Angelegenheit „völlig herausgehalten“ werden, stellte Hisham fest. Der Emissär schlug dem MfS folgende „Problemkreise“ vor, die man in diesem Rahmen diskutieren sollte: „a) Informationen über Interessen der USA und Israels in Westeuropa. b) Unterstützungsanliegen für Aufenthalte von Angehörigen der ‚PLO-Sicherheit’ in der DDR zur Realisierung von Aufgaben, was noch mit der DDR gesondert abzustimmen wäre. c) Durchführung von Lehrgängen auf den Gebieten der allgemeinen Sicherheit, Ausbildung an Handfeuerwaffen, Einsatz von Sprengkörpern, Durchführung von Sonderaktionen. d) Hilfe bei der Beschaffung nicht näher bezeichneter technischer und elektronischer Ausrüstungen. e) Bereitstellung von Handfeuerwaffen und Sprengkörpern und Hilfe bei deren Beförderung nach Westeuropa.“  Wie aus einem Schreiben eines DDR-Armeegenerals an den polnischen Innenminister hervorgeht, besuchte im August 1979 eine Delegation unter Führung Abu Iyads zwecks Finalisierung Ost-Berlin. Vereinbart wurde: „ 1. Den Austausch politischer und politisch-operativer Informationen; 2. Unterstützung der PLO-Sicherheit durch Ausbildungen; 3. gemeinsame Anstrengungen zum Schutz der DDR und sozialistischen Staatengemeinschaft gegen feindlich-negative Kräfte der internationalen Terrorszene.“  Wie weit diese Kooperation ging, verdeutlicht ein Protokoll über ein Treffen zwischen Abu Hisham und MfS-Offizieren am 1. Februar 1980: Demnach informierte Hisham über „Absichten der PLO, Anschläge gegen Personen und Einrichtungen der BRD durchzuführen“. Weil man jedoch keine Aktivitäten durchführen, „die nicht auch im Interesse der DDR liegen“, fragte Hisham nach: „Ist die DDR an vorgenannten Aktionen interessiert?“ Die Antwort der MfS-Delegation laut Protokoll: „Das MfS mischt sich nicht in die inneren Angelegenheiten der PLO. Das betrifft auch Entscheidungen über bestimmte Aktionen.“ Abu Hisham fragte dann: „Können der PLO Informationen über Personen und Objekte in der BRD zur Durchführung von Aktionen übergeben werden?“ Aus dem Dokument geht hervor: „Informationen über bestimmte Personen wurden der Vereinigten PLO-Sicherheit übergeben.“

MfS-General Markus Wolf, der in die Kontakte eng eingebunden war, gab in seinen Memoiren an, dass „jede Seite suchte ihren Vorteil“ suchte: Während die Palästinenser an Ausrüstung und Ausbildungsmaßnahmen interessiert waren, war das MfS bemüht, „Informationen über die USA und ihre Verbündeten zu erhalten, über ihre strategischen Pläne, ihre Waffensystems und geheimdienstlichen Aktivitäten“. Wolfs Autobiografie war zuerst 1997 auf Englisch erschienen und darin finden sich auch Passagen, die in der deutschsprachigen Ausgabe fehlen – so etwa das Eingeständnis, dass man sich seitens des MfS im Klaren war, dass die an Palästinenser vermittelte Expertise auch an „terroristische Kommandos“ für den Kampf gegen Israel weitergegeben werden konnte. Während die PLO zu damaligen Zeitraum bereits von der UNO als legitime Vertreterin der palästinensischen Interessen anerkannt wurde, unterhielt das MfS darüber hinaus auch enge Kontakte zu Gruppen, die im Westen als terroristisch verurteilt wurden – bestes Beispiel hierfür ist die Abu-Nidal-Organisation (ANO). Wie aus einem Vermerk der Abteilung XXII vom 25. Mai 1987 hervorgeht, waren Angehörige der ANO häufig Gäste des ostdeutschen Geheimdiensts, zwecks ideologischer, aber auch operationeller Weiterbildung: 1984/1985 fanden drei mehrwöchige Grundlehrgänge in Sachen Marxismus-Leninismus für insgesamt 41 Abu-Nidal-Leute im „Objekt X“ der Juristischen Hochschule des MfS statt. Zwischen dem 15. April und dem 23. Juli 1985 – wenige Monate vor den ANO-Anschlägen gegen die Flughäfen von Rom und Wien – wurde weiters auf dem Gelände des „Objekts 74“, in einem abgelegenen Waldstück bei Frankfurt an der Oder, eine „spezielle Ausbildungsmaßnahme“ für 11 Abu-Nidal-Leute organisiert.

Keine Warnung vor Attentaten im Westen
Verbindungen, wie es das MfS zur PLO und anderen palästinensischen Gruppen unterhielt, zahlten sich für die osteuropäischen Staaten vor allem in indirekter Form aus: Man gelangte so an wertvolle nachrichtendienstliche Erkenntnisse, westliche Waffen und Technologie, während der Klient durch Rückzugsgebiete, Training und einfachen Transit in sozialistische Länder und Westeuropa profitierte. Ein wichtiges Motiv für die Ostblockstaaten war es, ihr Territorium von möglichen Sicherheitsrisiken abzuschotten. Die Gefahr von Vergeltungsakten seitens terroristischer Gruppen im Falle einer aktiven Vorgangsweise gegen sie wurde sehr ernst genommen.

Für den Fall, dass diese Akteure Anschläge in Westeuropa begingen, so bestand die Hauptsorge darin, in irgendeiner Form kompromittiert zu werden. Aber während die Ost-Geheimdienste oftmals über detaillierte Kenntnisse von geplanten Attentate verfügten, wurde manchmal nichts getan, um deren Ausführung zu verhindern: 1983 gab ein MfS-Offizier konfiszierten Sprengstoff zurück, der dann für den Bombenanschlag gegen das Maison de France in West-Berlin benutzt wurde . Im Falle des La Belle-Attentats am 5. April 1986, bei dem drei Menschen getötet und 200 verletzt wurden, wusste das MfS mindestens 16 Tage im Voraus Bescheid, dass libysche Agenten die West-Berliner Diskotheke sprengen wollten, aber es gab keine Warnung. Einer der Attentäter war sogar ein Informant des MfS und hatte über den jeweiligen Stand der Vorbereitungen berichtet. Seine Führungsoffiziere hatten auch auf politische und operative Schritte zur Verhinderung des Anschlags gedrängt, doch die MfS-Führung soll schließlich einen Freibrief erteilt haben. Das Wissen über geplante Terrorakte sei einfach „wichtiger als die Verhinderung von Anschlägen“ gewesen. Auch Markus Wolf bestätigte, dass die verantwortlichen libyschen Diplomaten der zuständigen „Terrorabwehr“ des MfS (Abteilung XXII) bekannt waren: „Aktiven Terroristen Unterschlupf zu gewähren, das war nicht weniger gefährlich als mit offenem Feuer zu hantieren. Doch entweder unterschätze die Abteilung XXII mitsamt Minister Mielke die Gefahr, oder die beargwöhnten Gäste waren aus dem Ruder gelaufen und entzogen sich immer mehr der Überwachung.“

Attentate waren für den Sowjetblock nützlich
Könnte es aber nicht auch sein, dass der Terror Kalkül war? Vor allem die linksterroristische Attentatswelle, die Mitte der 1980er Jahre in Westeuropa einsetzte und sich primär gegen die NATO und westliche Rüstungspolitik richtete, fiel mit einer „heißen“ Phase des Kalten Krieges zusammen. Anfang 1985 proklamierten die RAF und die französische Action Directe eine gemeinsame „antiimperialistische“ Front, die „Angriffen gegen die multinationalen Strukturen der Nato, gegen Basen und Strategen“ durchführte. Mehrere Rüstungsmanager, die auch im Zusammenhang mit der 1983 gestarteten US-Strategic Defense Initiative (SDI) standen, wurden ermordet: Ernst Zimmermann (1985), Karl Heinz Beckurts (1986) sowie der Diplomat Gerold von Braunmühl (1986). Generalbundesanwalt Kurt Rebmann nannte diese Attentate eine „koordinierte Offensive“ gegen den Westen und SDI im Speziellen. In Frankreich und Italien wurden Offiziere und SDI-Berater Rene Audran (1985) und Licio Giorgieri (1987) getötet. Davor schon hatte die RAF 1979 und 1981 Anschläge gegen die US-Befehlshaber der NATO durchgeführt und 1984 erfolglos versucht, eine Autobombe vor der NATO-Schule in Oberammergau zu zünden. Im Jahr darauf forderte eine Explosion auf der Rhein-Main Air Base zwei Todesopfer. Auch was das spätere Attentat gegen den Sprecher Alfred Herrhausen (1989) angeht, so gibt es Vermutungen, die RAF wäre nur aufgrund der vorangegangenen Ausbildung durch das MfS zu so einem präzisen Schlag im Stande gewesen. Bislang fehlen jedoch Beweise für eine solche aktive Beteiligung. Der US-amerikanische Autor Peter Schweitzer bezeichnete es jedenfalls als kurios, dass die linksterroristischen Gruppen, die zuvor kapitalistische Symbole und den westlichen Imperialismus angegriffen hatten, so konzentriert gegen SDI-Ziele vorgingen. Zweifellos habe der Sowjetblock die Attentate als nützlich betrachtet.

Die Destabilisierung des Westens durch den Terrorismus war grundsätzlich im Interesse des Ostblocks. Für die sozialistischen Länder bedeutete das ein Mittel, um gewaltsame Konflikte im Westen anzuheizen oder auszunutzen, ohne das Risiko von US-Vergeltungsschlägen oder einer direkten militärischen Konfrontation einzugehen. Es gab aber rote Linien, die beachtet wurden: Als palästinensische Terroristen einen Lufthansa-Jet 1977 entführten und den Südjemen anflogen, telefonierte Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher mit seinem Ostberliner Amtskollegen, Oskar Fischer: Danach wies dieser den DDR-Botschafter in Aden an, „die Regierung der Volksrepublik Jemen zu bitten, bei der Beilegung des Geiseldramas zur Rettung der Menschenleben ‘ein kooperatives Verhalten zu zeigen’“. Zur gleichen Zeit suchte Bonn auch Kontakt zur Sowjetunion: Botschafter Valentin Falin sagte zu, im Südjemen für die Bundesregierung zu intervenieren, während der Abteilungsleiter des Außenministeriums in Moskau, Alexander Boradenko, höhere Stellen informierte. Tatsächlich verweigerte Südjemen die Landeerlaubnis und den weiteren Verbleib der entführten Maschine, was den ursprünglichen Plan Luftpiraten zunichtemachte.

"Rote Linien", die nicht überschritten wurden
Auch in anderen Fällen zeigte der Ostblock Terroristen klare Grenzen auf: Carlos, dessen Präsenz für die westlichen Dienste ein offenes Geheimnis darstellte und dadurch seine Gastgeber kompromittierte, wurde schließlich hinausgeworfen: 1984 wiesen ihn die DDR und Ungarn aus, 1985 brach die CSSR ihre Verbindungen zu seiner Gruppe ab. Genauso gab es Fälle, wo der Sowjetblock Fahndungen westlicher Behörden unterstützte: So ließ Bulgarien im Juni 1978 zu, dass Angehörige des westdeutschen BKA auf ihrem Territorium, in dem Badeort Nessebar, drei Angehörige der „Bewegung 2. Juni“ verhafteten, darunter Till Meyer: „Moskau soll den Wink gegeben haben, die Aktion des BKA zu dulden. […] Die Politiker und die Medien der westlichen Welt, allen voran die der USA, geißelten täglich Moskau als das ‚Hinterland des internationalen Terrorismus, Drahtzieher, Wegbereiter, Helfershelfer [...].’“ Als Beweis seiner „Lauterkeit“, so Meyer, habe das sozialistische Lager die paar westdeutschen Linksradikalen kurzerhand als „Bauernopfer“ ausgeliefert. Als nach einem Tipp westdeutscher Fahnder auch die RAF-Mitglieder Brigitte Mohnhaupt, Sieglinde Hoffmann, Peter-Jürgen Boock und Rolf-Clemens Wagner ebenfalls 1978 im kroatischen Zagreb festgesetzt wurden, ließen die jugoslawischen Behörden die RAF-Truppe aufgrund von Interventionen palästinensischer Gruppen aber wieder frei. Zum Schutz vor weiterer Verfolgung durch das BKA wurden die Deutschen im November 1978 mit jemenitischen Pässen ausgestattet und nach Aden ausgeflogen.

Diskrete Kontakte zwischen Ost und West
Außerdem dürfte es anlassbezogene, diskrete Kontakte zwischen Ost und West gegeben haben, um etwaige Terroranschläge im Vorfeld zu verhindern: So wurde das MfS 1986 von einem befreundeten Dienst, wahrscheinlich dem KGB, darüber informiert, dass sich „die Amerikaner“ gemeldet hätten: Es gebe konkrete Hinweise, dass eine terroristische Aktion der Abu Nidal-Organisation gegen die Internationale Verlagsmesse in Düsseldorf vom 2. bis 15. Mai 1986 bevorstehe. An der Messe würden einige bekannte westliche Politiker, darunter der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger, teilnehmen. Außerdem hätten die US-Emissäre durchblicken lassen, „daß ihren Erkenntnissen zufolge im vergangenen Jahr das Auftauchen Abu Nidals in ‚einigen Ländern des Warschauer Vertrages‘ festgestellt worden sei“. Daher sei es im gemeinsamen Interesse, alle „Möglichkeiten zur Einflussnahme“ auf palästinensische Gruppen zu nutzen, „um die Realisierung irgendwelcher Terroraktionen in Europa zu verhindern“. Mielke erteilte seinen Untergebenen Markus Wolf und Gerhard Neiber daraufhin folgende Anweisung: „Ich empfehle, entsprechend den Vorschlägen der Freunde unsere Möglichkeiten zu nutzen, um den Standpunkt der Freunde durchzusetzen zu helfen. Es sollten auch Grüße vom Generalsekretär des ZK der SED und Vorsitzenden des Staatsrates der DDR, Genossen Erich Honecker, an Y. Arafat mit der Bitte übermittelt werden, darauf Einfluss zu nehmen, daß solche terroristische Aktionen, von welcher Seite sie auch immer geplant sein sollten, nicht durchgeführt werden.“  Offenbar wurden terroristische Machenschaften gegen den Westen nur unter der Bedingung toleriert, dass es zu keiner wesentlichen Verschiebung im Mächtegleichgewicht von Ost und West kam. Aber wie Markus Wolf in seinen Memoiren anmerkte, dachte Mielke darüber hinaus sehr wohl über eine unterstützende Rolle von Terrorgruppen im Kriegsfalle nach.

Gekürzter Auszug aus: Thomas Riegler, "Es muss ein gegenseitiges Geben und Nehmen sein." Warschauer Pakt-Staaten und Terrorismusbekämpfung am Beispiel der DDR - erschienen in: Johannes Hürter (Hrsg.), Terrorismusbekämpfung in Westeuropa, Berlin/Boston 2014.

Samstag, 25. Oktober 2014

Kampfname „Hermann Hell“

Udo Albrecht, rechte Schlüsselfigur in der BRD, plante in den 1970er Jahren mit österreichischen Neonazis die Ermordung Simon Wiesenthals – und den Schulterschluss mit palästinensischen Terroristen.

Der Mann mit dem blassen Gesicht und der auffällig hohen Stirn war kein gewöhnlicher Häftling. Es handle sich um einen „kriminell mehrfach vorbestraften Menschen, mit gefährlicher, nicht durchschaubarer, radikaler, nationalistischer Einstellung und Überzeugung“, notierte ein Beamter nach dem Verhör. Wenig später wurde der Gefangene in den Hochsicherheitstrakt der Strafanstalt Stein verlegt. Es hieß, palästinensische Terroristen würden seine Befreiung vorbereiten. Wer war der Deutsche, der die österreichischen Sicherheitsbehörden Anfang der 1970er Jahre in nervöse Unruhe versetzte? Auf Basis neuer Dokumente aus dem Wiener Staatsarchiv und von der Stasi-Behörde wird die abenteuerliche Geschichte des deutschen Neonazis Udo Albrecht und seiner Terrorverbindungen nach Österreich erstmals rekonstruiert.

Albrecht, 1940 in Ostdeutschland geboren und später in den Westen geflohen, war seit seinem 16. Lebensjahr in kriminelle Machenschaften verstrickt: Diebstahl, Bankraub und Waffenhandel. Gefängnismauern hielten ihn nie zurück – insgesamt sieben Mal brach Albrecht aus diversen Anstalten aus. Willi Voss, ein früher  Mitstreiter, der sich später vom Rechtsextremismus lossagte, charakterisierte den schillernden Desperado so: „Was Albrecht kennzeichnete, war sein starres Denken und Beharren auf einmal gemachte Aussagen. Auch sein extrem ausgebildetes Geltungsbedürfnis, das jedoch leicht mit fundierter Kritik erschüttert werden konnte.“

Offizier im PLO-Geheimdienst
Der Schwerkriminelle war darüber hinaus ein radikaler Neonazi, der eine Vision verfolgte: An der Seite der Palästinenser den Kampf gegen den „Zionismus“ und Israel zu führen. Es blieb nicht bei Tagräumereien. Schon seit Mitte der 1960er Jahre versuchte Albrecht Freiwillige für ein „Hilfscorps Arabien“ zu rekrutieren. 1970 ging er dann für fünf Monate nach Beirut, wo ihn die PLO mit offenen Armen aufnahm. Unter dem Kampfnahmen „Hermann Hell“ wurde Albrecht Offizier im PLO-Geheimdienst. Ein Foto, das er stolz in österreichischer Haft vorwies, zeigte ihn auf einem eroberten Panzer. Der Deutsche war mitten in die Wirren des „schwarzen September“ geraten, die in der Vertreibung der PLO aus Jordanien gipfelten. Auch danach übernahm Albrecht immer wieder „Jobs“ für die Palästinenser, so etwa die Vorbereitung von Anschlägen in Europa.

Albrecht steht wie kein anderer steht Albrecht für die auf den ersten Blick bizarr anmutende Achse zwischen Rechtsradikalen und palästinensischen Terroristen. Doch so unterschiedlich die ideologischen Zugänge sein mochten, Antisemitismus einte die ungleichen Partner. Albrecht sei der Auffassung, „dass der Zionismus der ‚Weltfeind Nummer eins’ sei und gewaltsam bekämpft werden müsse.“ Ausgehend davon habe er sich entschlossen, „Verbindungen zu verschiedenen gegen Israel tätigen Kräften in arabischen Ländern aufzunehmen.“ Das war die Einschätzung der DDR-Staatssicherheit, die Albrecht nach seiner Flucht 1981 hinter den Eisernen Vorhang ausführlich verhörte.

1971 in Österreich inhaftiert und nach Drohungen freigelassen
Gegenüber der Stasi gab Albrecht auch an, wie es ihn in eine österreichische Gefängniszelle verschlagen hatte: Im Dezember 1970 hatte er im Auftrag der „El Fatah“, Jassir Arafats eigener Gruppe im Rahmen der PLO, Sprengstoff nach Zürich geschmuggelt. Dieser sollte für ein Attentat auf die israelische Botschaft verwendet werden. Noch in einem Züricher Hotel erfolgte die Festnahme, doch bereits vier Wochen später gelang Albrecht die Flucht. Er passierte die österreichische Grenze bei Hohenems und versuchte sich weiter durchzuschlagen. Am 8. Februar 1971 wurde Albrecht nach einem PKW-Diebstahl und einem Tankstelleneinbruch in Pressbaum bei Wien verhaftet. Man verurteilte ihn zu fünf Jahren Haft. Um der Auslieferung an die BRD zu entgehen, stellte Albrecht einen Asylantrag, der freilich abgelehnt wurde. Den Bekundungen des Häftlings wurde kein Glauben geschenkt – vielmehr könne gesagt werden, „dass Udo Albrecht mit allen Mitteln versucht, seinem kriminellen Vorleben einen politischen Anstrich zu verleihen“. Darüber hinaus sei Albrecht gefährlich, weil er das bestehende Regierungssystem mit Gewalt ändern wolle. Zu diesem Zweck habe er vor außerhalb Deutschlands „eine Organisation, die durch Sprengungen und andere Gewaltakte die Öffentlichkeit auf sich lenkt, aufbauen“.

Da schlug plötzlich auch noch Interpol Alarm: Aus Wiesbaden kam die Meldung, „dass Albrecht Verbindungen zur Terrororganisation ‚El Fatah’ hat und von Mitglieder dieser Organisation aus der Haft befreit werden soll“. Daraufhin wurde Albrecht am 1. August 1972 von Garsten nach Stein überstellt. Die Haftbedingungen wurden erheblich verschärft, sodass er selbst ein halbes Jahr nicht wusste, wo er sich eigentlich befand. Währenddessen schritten die Befreiungspläne voran. Albrechts gute Verbindungen nach Beirut machten sich jetzt bezahlt. Abu Daoud, Spitzenmann des PLO-Geheimdienstes für internationale Einsätze, traf sich mit Willi Voss, in einem Dortmunder Hotel. Angesprochen auf Albrechts missliche Lage, lächelte Daoud „sybillinisch“ und verwies auf die nahe Zukunft, „die die Lösung auch für dieses Problem bringen würde“. Daoud befand sich damals noch aus einem anderen Grund in Deutschland: Er bereitete den Anschlag auf die Olympischen Spiele in München vor. Voss, der Daoud als Fahrer diente und logistisch unterstützte, vergaß darüber nicht auf Albrecht. Als dieser verlegt wurde, war klar, dass eine Befreiung nur „von außen“ erfolgen konnte: „Das ließ sich aber nur machen, wenn an Ort und Stelle die Bedingungen recherchiert wurden.“ Anfang August 1972 legte Voss dem PLO-Geheimdienstchef Abu Iyad den entsprechenden Plan vor: „Ich bat ihn, mir die nötigen Mittel zur Verfügung zu stellen. Er willigt ein.“

Wie Albrecht später erfuhr, waren diese Absprachen „unter nicht bekannten Umständen“ verraten worden. Zumindest mit der Haft in Stein war es vorbei – die österreichischen Behörden, so Albrecht später gegenüber der Stasi, wollten ihn nach den Drohungen „so schnell wie möglich loszuwerden“. An die BRD ausgeliefert, gelang Albert aber schon 1974 die Flucht.

Geplantes Attentat auf Simon Wiesenthal
Während dieser Zeit unterhielt Albrecht Verbindungen zu Rechtsextremisten in ganz Europa – so auch nach Österreich. Ein wichtiger Grund hierfür war, wie Albrecht selbst der Stasi erzählte, dass ein Anschlag auf „Nazijäger“ Simon Wiesenthal geplant wurde. Dies habe seinen Vorstellungen über „einen weltweiten antizionistischen Kampf“ entsprochen. Albrecht traf sich 1976 in Wien mehrmals mit Norbert Burger, Schlüsselfigur der österreichischen Rechten und Gründer der Nationaldemokratischen Partei (NDP). Dieser brachte Albrecht mit dem Leiter einer Wehrsportgruppe bekannt. Weil sich diese konspirativ verhielt, erfuhr Albrecht weder den Namen des Manns noch den seiner Einheit. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass es sich bei letzterer um die „Kameradschaft Babenberg“ handelte, die mit Burgers NDP eng verbunden war. Vor der behördlichen Auflösung 1980 führte die Neonazitruppe bei Rapottenstein paramilitärische Übungen durch – die als „knallharte Freizeitbeschäftigung“ verharmlost wurden. Die „Babenberger“, zu denen damals auch ein junger Gottfried Küssel zählte, forderten die „nationale Revolution“ und trainierten für eine Zukunft, „die zeigen wird, wer der Stärkere ist“.

Albrecht und seine Kontaktleute vereinbarten, „dass er in Österreich eine Gruppe zusammenstellt, die geschlossen auf Seiten der PLO gegen Israel kämpfen soll“. Der Deutsche übergab einen Maschinenpistole, mehrere Pistolen, „eine oder mehrere amerikanische Handgranaten“ sowie eine Anzahl von Passvordrucken. Waffen und Dokumente wurden anschließend in der Nähe des Ortes Kirchberg am Wechsel, wo Burger damals wohnte, versteckt: „Der Leiter der österreichischen Gruppe wurde von mir aufgefordert, zu Dr. Burger zu kommen, und ich zeigte ihm dann die Stelle, an der die Waffen und Dokumente von uns vergraben worden waren.“

Wie Albrecht von Burger und dem anderen Neonazis erfuhr, waren bereits „konkrete Vorbereitungen und Erkundungen“ für ein Attentat auf Wiesenthal durchgeführt worden. Albrecht war jedenfalls bereit für diesen Fall die Waffen zur Verfügung zu stellen und auf sie in der Folgezeit zu verzichten. Aus dem geplanten Einsatz der österreichischen Gruppe im Libanon wurde zu Albrechts Bedauern nichts: Noch 1976 wurde er wieder einmal verhaftet und erst drei Jahre später entlassen. In der Folgezeit unterhielt er keine Verbindung mehr zu den Österreichern.

Simon Wiesenthal dagegen geriet sehr wohl ins Fadenkreuz der Rechtsextremisten: Am 11. Juni 1982 explodierte ein mit Schwarzpulver gefüllter Druckkochtopf vor seiner Wohnung in Wien-Döbling. Es entstand beträchtlicher Sachschaden, aber niemand wurde verletzt. Als Attentäter wurde der westdeutsche Rechtsextremist Ekkehard Weil angeklagt, der schon 1975 im Auftrag Albrechts ausrangierte Bundeswehr-Lkws an die PLO geliefert hatte. Weil wurde 1983 wegen anderer Anschläge gegen Schöps-Filialen in Salzburg und Wien zu drei Jahren verurteilt.

Albrecht wiederum lenkte 1980 seine krummen Nahostgeschäfte in neue Bahnen: Um den weiteren Verkauf ausgemusterter Militärfahrzeugen an die PLO zu organisieren, gründete in Beirut die Firma „Special Car Service“. Dafür brachte er auch die berüchtigte „Wehrsportgruppe Hoffmann“ mit den Palästinensern zusammen. Die rechtsextremistische Vereinigung steht bis heute im Verdacht, die Bombe auf dem Münchner Oktoberfest gelegt zu haben. Nachdem Karl-Heinz Hoffmann und seinen Gefährten der Boden in der BRD zu „heiß“ geworden war, setzten sie sich ganz in den Libanon ab. Doch aus den Geschäften wurden nichts – Albrecht hatte sich rasch mit Hoffmann überworfen und das Nahost-Abenteuer der Wehrsportgruppe endete im Desaster: Es kam zu grausamen Folterungen und einem Fememord, viele Mitglieder desertierten. Hoffmann selbst wurde 1981 auf dem Frankfurter Flughafen verhaftet.

Im Nahen Osten untergetaucht
Albrecht wiederum saß schon seit 1980 wieder in deutscher Haft – wegen einer Reihe von Banküberfällen. Am 29. Juli 1981 schaffte er sein letztes Glanzstück als Ausbrecher – während eines Lokalaugenscheins an der innerdeutschen Grenze, wo er ein Waffenversteck benennen sollte, lief Albrecht ganz einfach über die Staatsgrenze. Die DDR-Grenzer stoppten die Verfolger und eskortierten den Flüchtling durch ein Loch im Zaun. Die Stasi schöpfte soviel Information wie möglich über die rechte Szene ab und ließ sich von den palästinensischen Verbündeten Angaben bestätigen. Am 8. August 1981 übergab man Albrecht zwei Vertretern des PLO-Geheimdienstes. Mit einem libyschen Reisepass ausgestattet flog dieser anschließend „ohne Zwischenfälle“ nach Damaskus. Über seinen weiteren Verbleib ist nichts bekannt. Udo Albrechts Spuren haben sich im Nahen Osten verwischt.

Freitag, 10. Oktober 2014

Leichtes Spiel für „Dritte Männer“: Ist Wien die „Welthauptstadt der Spionage“?

Gekürzte Version erschienen in: Die Zukunft, Nr. 9/2014, S. 42-46.

Seit Carol Reeds Klassiker „Der dritte Mann“ (1948) gilt Wien als eine Spionagestadt. Daran hat sich bis heute nichts geändert: Zuletzt hat ein angeblicher geheimer Horchposten der National Security Agency (NSA) auf dem Dach des Wiener IZD-Towers und die Tatsache, dass ein „Maulwurf“ innerhalb des deutschen Bundesnachrichtendiensts (BND) sich mit amerikanischen Führungsoffizieren in Österreich traf, für Aufsehen gesorgt. Aber die Agenten bespitzeln sich nicht nur gegenseitig, sondern spionieren auch heimische Ziele aus: Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Forschung, Verteidigungspolitik und Energiewirtschaft. Deswegen hat das für die Abwehr zuständige Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) in seinem alljährlichen Bericht wieder einmal Alarm geschlagen. Die Spionageaktivitäten ausländischer Nachrichtendienste in Österreich sind „ungebrochen hoch“ und stellen die Fahnder vor „große Herausforderungen“: „Besonders bei Cyber-/Hack-Attacken tritt die Schwierigkeit auf, die eigentlichen Urheber ausfindig zu machen, da diese auf Grund der angewendeten Vorgehensweise nur schwer identifizierbar sind.“ Trotz der sich ständig weiterentwickelnden technischen Möglichkeiten habe die „herkömmliche“ Geheimdienstarbeit aber nicht an Bedeutung verloren: „Im Gegenteil: Klassische Spione mit großem Engagement für ihr Heimatland sind nach wie vor in einer überdurchschnittlichen Zahl im Einsatz und können eine Gefahr für die Sicherheit und Souveränität der Republik Österreich darstellen.“

„Die Schattenstadt. Was 7.000 Agenten über Wien aussagen“
Dass ausgerechnet das vergleichsweise als ruhig und „harmlos“ geltende Österreich einen solchen Stellenwert in der Halbwelt der Spionage einnimmt, überrascht die Öffentlichkeit immer wieder. Tatsächlich gibt es gewichtige Gründe für diese Entwicklung. Kürzlich hat der Enthüllungsjournalist Emil Bobi ein neues Buch vorgelegt – mit dem Titel „Die Schattenstadt. Was 7.000 Agenten über Wien aussagen“. Die zentrale Frage, der Bobi nachgeht, ist, warum eben gerade Wien zur „Welthauptstadt der Spionage“  geworden ist und noch heute als „globaler Umschlagplatz für Geheimdienstinformationen aller Art gilt“. Seine zentrale These lautet: „Der Grund ist nicht, wie immer behauptet wird, der Kalte Krieg und nicht die Attraktivität der Stadt, sondern: Der Wiener und sein Wesen. […] Geheimdienstler fühlen sich in seiner Gegenwart verstanden, geborgen, bedient. Sie treffen auf ein mentales Milieu, das ihnen bekannt erscheint und entgegenkommt. Denn mit Geheimnissen zu handeln, ist im tieferen Sinn eine der Urkompetenzen der Wiener Gesellschaft, die als Produkt ihrer besonderen politischen und psychosozialen Geschichte geradezu eine Volkskultur der Spionage hervorgebracht hat. Der Wiener ist ein Natur-Agent. Und seine Stadt ein wahres Schlaraffenland für Geheimdienstler.“ (S. 11/12)

„Vieles ist hier erlaubt, was anderswo nicht geht“
Bobi erklärt die Anziehungskraft Wiens für Spione also mentalitätsgeschichtlich. Die „rätselhaften Packeleien mit der Halbwelt“ seien Produkt einer traditionellen Überlebensphilosophie, die im Lichte der Realität ihre Berechtigung habe: „den Vorteil nehmen, anstatt sich der Konfrontation auszusetzen, mitkassieren, statt anzustreifen. Man kann ohnehin nichts ändern, die Obrigkeiten nicht brechen; aber man kann sein eigenes Auskommen arrangieren.“ (S. 23) Das neutrale Österreich habe somit einen auf den ersten Blick paradox anmutenden  Weg gefunden, für stabile Verhältnisse zu sorgen: Allen potentiellen „Unruhestiftern“ ein Umfeld zu bieten, in dem sie sich wohlfühlen und ungestört ihren Aktivitäten nachgehen können – solange nichts „passiert“ und damit Österreichs eigen Sicherheit betroffen ist. Dazu hält Bobi fest: „Spione sind willkommen und gegen die eine oder andere Gegenleistung erfahren sie alles, was man hier weiß. Dafür wird die Stadt selbst verschont: Die Geheimdienste, die Mafia-Größen, die Großkriminellen, die terroristischen Schläfer und die anderen Schattenfiguren der Macht nutzen Wien als Ruheraum, bringen ihre Schäfchen ins Trockene, genießen das Bankgeheimnis und das einschlägige Verständnis der Stadt für ihre Zielgruppe. Ihren Organisationen ist es strikt verboten, in dieser Stadt aufzufallen oder gar Schießübungen zu veranstalten. Tatsächlich ist Wien, verglichen mit der Dichte der anwesenden einschlägigen Personen, unverhältnismäßig ruhig.“ (S. 137) In einem Interview für „Cicero“ hat Bobi seine Argumentation in Bezug auf die USA noch etwas zugespitzt: „Für die Amerikaner ist Wien so etwas wie ein europäisches Guantanamo, wo vieles erlaubt ist, was anderswo nicht geht. Die Amerikaner betreiben Guantanamo als quasi rechts-neutrales Gebiet, wo sie Dinge tun dürfen, die auf US-Staatsgebiet illegal wären. Im vorliegenden Fall dürfen sie in Österreich Dinge tun, die in Deutschland illegal wären.“

Laxe Strafen für Spionage
Was sind nun diese Standortfaktoren, die Spionage in Österreich so begünstigen? Das wichtigste Element ist die Rechtslage. Eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs vom 20. April 1956 verbrieft, dass Spionagetätigkeit nur dann geahndet wird, wenn sie sich unmittelbar gegen Österreich richtet. Wer laut § 256 einen „Geheimen Nachrichtendienst zum Nachteil der Republik Österreich“ betreibt, muss höchstens mit drei Jahren Haft rechnen. Wer einen „militärischen Nachrichtendienst“ für einen fremden Staat betreibt (§ 319), kommt mit zwei Jahren davon. Noch 1961 hatte Justizminister Christian Broda vorgeschlagen, die gesetzlichen Bestimmungen „zum Schutz des inneren Friedens, gegen die Tätigkeit von ausländischen Nachrichtendienste in Österreich und gegen Werkspionage zum Schaden österreichischer Unternehmen“ entsprechend zu verschärfen. Doch in einer Ministerratssitzung im März 1962 lehnte die ÖVP eine Weiterleitung der geplanten Novelle an das Parlament ab. Der „Zeitpunkt für ihre Realisierung“ wurde als nicht „zweckmäßig“ erachtet. Als dann prompt Ende 1964 ein ostdeutscher Agentenring aufflog, mahnte die „Arbeiter-Zeitung“: „Das Risiko eines Geheimagenten in Österreich muss zumindest dem eines Autofahrers angeglichen werden, der sich in den Straßenverkehr begibt.“ Substanziell geändert hat sich aber bis heute nichts.

Ineffiziente Abwehr
Die Einhaltung dieser ohnehin laxen Bestimmungen wird nicht einmal besonders effektiv überwacht. Noch bis zur Gründung des Bundesamts für Verfassungschutz (BVT) im Jahr 2002 hatte die bis dahin zuständige Staatspolizei neben der „Wahrnehmung staatsfeindlicher Vorgänge“ noch zahlreiche weitere Aufgaben zu erfüllen: Schutz verfassungsgesetzlicher Einrichtungen, Personenschutz für den Bundespräsidenten und Mitglieder der Bundesregierung, Schutz von ausländischen Konsulaten und Staatsbesuchen sowie Überprüfung von Flüchtlingen und Asylwerbern. In Wien standen dafür Mitte der 1980er Jahre nur „etwa“ 120 Mann zur Verfügung, in den Bundesländern rund 20. So überrascht es auch nicht, dass ein Beamter damals zum „Kurier“ sagte, dass man ausländische Spione außen vorlasse: „Solange sie mit ihrer Tätigkeit Österreich aus dem Spiel lassen, ist uns das wurscht.“ An dieser Einstellung hat sich nichts geändert: Wie der Ex-BVT-Chef Rene Polli kürzlich kritisch angemerkt hat, ist an eine „effiziente Spionageabwehr“  nicht zu denken, auch weil diese politisch nicht gewollt sei.

„Stiller Partner“
Ein Kurswechsel sei deshalb so schwierig, weil Österreich in einem besonders neuralgischen Bereich – der Internet- und Telekommunikationsüberwachung – stillschweigend mit den USA kooperiert. Diese Zusammenarbeit reicht bis in den frühen Kalten Krieg zurück. Die Amerikaner waren nicht nur an der Aufstellung des heutigen Heeresnachrichtenamts  (HNA) federführend beteiligt, sondern sorgten auch für die technische Ausstattung. 1958 wurde auf der Königswarte bei Hainburg in unmittelbarer Nähe des Eisernen Vorhangs eine Lauschstation eingerichtet. Weitere, meist kleinere Peilstationen wurden in Neulengbach und Großharras (Niederösterreich), Gols (Burgenland), Pirka bei Graz und Stockham bei Wels errichtet. Die österreichischen Horchstationen waren Teil einer Peilkette, die sich von Norwegen über Deutschland bis nach Italien zog. Während letztere Staaten NATO-Mitglieder waren, galt Österreich zumindest auf dem Papier als „neutral“. Die Anlagen wurden auf Kosten der USA ständig erneuert und waren laut „profil“ so leistungsstark, dass Tischgespräche in dem wenige Kilometer von Hainburg entfernten Bratislava belauscht werden konnten.

Auch heute noch ist Österreich ein diskreter Partner der NSA. Der US-Journalist Glenn Greenwald vermutet: „Man sammelt vielleicht gemeinsam Daten aus Afghanistan oder nimmt bestimmte Organisationen ins Visier.“ Im Visier der NSA dürfte sich weiters ein international relevanter Internetknoten befinden, der Vienna Internet Exchange (VIX). Über solche Knoten läuft der Großteil des weltweiten Datenverkehrs, was es leicht macht, in großem Stil Informationen abzusaugen. Deshalb ist sich Michael Sika, früherer Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, sicher, dass Wien für die USA nach wie vor ein „wichtiger Posten“ ist. Gegenüber Bobi gibt er an: „Aus österreichischer Sicht ist es mehr ein Geben als ein Nehmen. Die Amis haben überhaupt kein Gefühl dafür, anderen zu helfen, wenn sie selbst keinen Vorteil haben. Das HNA hat immer schon sehr erfolgreich spioniert und seine Erkenntnisse immer sehr brav weitergegeben.“

Begegnungsort mit „hoher Lebensqualität“
Während die politischen Vorgänge in Österreich für ausländische Geheimdienste nur mäßig  interessant sein dürften, so gibt es hier viel zu „holen“: Wien ist ein „Begegnungsort“ geblieben, zahlreiche internationale Organisationen haben  hier  ihren Sitz – angefangen von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), über die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) bis hin zur Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) und der Organisation  für industrielle Entwicklung (UNIDO). Weiters sind hier wichtige Botschaftsstützpunkte angesiedelt: Neben dem Iran und Nordkorea (bis 2004 wickelte die „Golden Star“-Bank von Wien aus Geschäfte nordkoreanischer Firmen und Personen ab) verfügt Russland in der Donaustadt seit den 1980er Jahre über eine regelrechte „Stadt in der Stadt“ – eine der größten Vertretungen weltweit. Viele dieser Einrichtungen sind nicht nur auszuspähende Ziele, sondern auch selbst mit Spionen durchsetzt: Es wird geschätzt, dass die Hälfte der rund 17.000 in Wien akkreditierten Diplomaten Geheimdienstverbindungen unterhält. Auch in diesem Falle gibt es von politischer Seite kein Interesse, den status quo zu ändern. Max Edelbacher, früherer Chef des Wiener Sicherheitsbüros, vermutet in Hinblick auf die Verantwortlichen: „Sie nehmen das halt in Kauf, um Wien als diplomatische Drehscheibe aufrechtzuerhalten. Das hat auch ökonomische Effekte.“ An dieser Stelle spielen dann noch Faktoren wie das Bankgeheimnis, das die Alpenrepublik zu einem beliebten Ort für Geldwäsche und andere undurchsichtige Geschäfte gemacht hat. Und schließlich ist Wien von den geographischen Gegebenheiten ein „Tor“ nach Osteuropa und den Balkanraum sowie ein Verkehrsknotenpunkt mit vielen Direktflugverbindungen in den Nahen Osten.


Libysche Botschaft in Wien: In den 1970er und 1980er Jahren wurde über Verbindungen zum internationalen Terrorismus spekuliert (Foto: Autor)
Historische Anfänge
So richtig begonnen hatte die Geschichte der Spionagestadt Wien nach Kriegsende 1945: Damals richteten sich die Geheimdienste ein. Betrachtet man diese Entstehungsphase, dann bleibt von der Spionageromantik freilich wenig über. So war ursprünglich die Hauptaufgabe des in Österreich eingesetzten Counterintelligence Corps (CIC), des Geheimdiensts der US-Armee, gewesen, NS-Verbrecher zu jagen. Doch durch den Kalten Krieg verschob sich die Priorität schon innerhalb weniger Monate hin auf die Beobachtung der sowjetischen Besatzungsmacht. Österreich wurde ab diesem Zeitpunkt zu einem Bazar der Spione: Ein pensionierter CIA-Offizier beschrieb es anschaulich so: Alle möglichen ehemaligen Angehörigen von Abwehr, Gestapo, Reichsicherheitshauptamt (RSHA) Amt VI und faschistischer Organisationen aus Zentral- und Südeuropa hätten den Nachrichtendiensten fabrizierte Informationen feilgeboten, um die man sich dann gestritten hätte, „wie so viele Frauen in der Schnäppchenabteilung von Macy’s am Tag nach Weihnachten“.

Ein Bericht für die CIA von 1949 listet insgesamt 17 verschiedene nachrichtendienstliche Gruppen auf, die zu diesem Zeitpunkt in Österreich aktiv waren: Neben dem unter Anleitung von Maximilian Ronge im Aufbau befindlichen Militärgeheimdienst verfügten auch die Großparteien SPÖ und ÖVP über eigene Informations-Dienste ebenso wie die katholische Kirche. Hinzu kamen zwei jeweils für Großbritannien und Frankreich tätige Netzwerke. Fünf weitere dieser selbstständig operierenden und miteinander konkurrierenden Organisationen wurden von ehemaligen SD-Mitarbeitern, SS- und HJ-Angehörigen angeführt. Das CIC hatte seit1946 in diesen Kreisen rekrutiert: Eine Untersuchung des US-amerikanischen Office of Special Investigations (OSI) kam 1988 zum Schluss, dass das CIC in Österreich 13 ehemalige Funktionäre des NS-Sicherheitsapparats anwarb und man über Tausende von Informanten verfügte. Für das CIC galt sprichwörtlich die Philosophie, wonach das Ziel, die Mittel heiligt. Die Mitgliedschaft in der SS oder einer anderen NS-Organisation war kein Kriterium, um als Informant abgelehnt zu werden. Das ehemalige NS-Sicherheitspersonal nützte jedenfalls diese Schwäche aus und war bestrebt, so viel Eigennutzen wie möglich aus der Kooperation mit den westlichen Diensten zu ziehen. Letztere wiederum schnitten sich ins eigene Fleisch: Denn die „braune“ Vergangenheit machte erpressbar. Und auf diese Weise wurden beispielweise im BND hochrangige Mitarbeiter von östlichen Geheimdiensten als „Maulwürfe“ angeworben und richteten beträchtlichen Schaden an.


CIC-Netzwerk "Montgomery" für Spionage hinter dem Eisernen Vorhang (Quelle: www.foia.cia.gov)

NS-Verbrecher in amerikanischen Diensten
In Österreich gibt es zahlreiche Beispiele für diese unheilige Allianz: Wilhelm Höttl, ehemals SS-Obersturmbannführer und 1938-1945 Referent im Ausland-Sicherheitsdienst (SD).  Nach Kriegsende 1945 machte Höttl eine erstaunliche zweite Karriere: als Autor, honoriger Gründer des Privatrealgymnasiums in Bad Aussee und, wegen seines Spezialwissens über Ungarn und den Balkanraum, als Spion verschiedener Geheimdienste. Deswegen entließ die US-Armee Höttl im Dezember 1947 und verweigerte seine Auslieferung an eines der österreichischen Volksgerichte, die damals gegen NS-Täter vorgingen.  Schon 1948/49 führte Höttl im Auftrag des CIC ein großangelegtes Spionageunternehmen durch. Gemeinsam mit den ehemaligen Waffen SS-Angehörigen Erich Kernmayer  und Karl Kowarik  installierte er für das CIC Field Office Gmunden Anfang Juli 1948 zwei Agenten-Netzwerke, die schon ein Jahr später aufgelöst wurden. Über Monate seien keine Information übermittelt worden, die sich nicht als unrichtig, als Gerücht oder als aus Zeitungen abgeschrieben erwiesen. Trotzdem war Höttl auch danach noch für die Organisation Gehlen (Vorgänger des BND) und den französischen Geheimdienst tätig.

Villa in Altmünster bei Gmunden: Als Hauptquartier für ein Netzwerk von W. Höttl genutzt (Foto: Autor)
In den 1970er Jahren erinnerte sich Höttl folgendermaßen an seine Zeit beim CIC: „Die Amerikaner hatten sich überhaupt nicht dafür interessiert, wo der Mann vorher war, ob er bei der Waffen-SS oder bei der Allgemeinen SS gewesen war. Er hätte genauso gut ein Treblinka- oder Auschwitz-Mann sein können, das war denen ganz gleich […]. Nach der ersten Hasswelle von Nürnberg, die 1946 abebbte, begann schon 1947 die Fraternisierung speziell mit der SS, weil sie als verlässlichste Waffe angesehen wurde.“ Weitere „Quellen“ des CIC in Österreich waren unter anderem Otto von Bolschwing, ein enger Mitarbeiter von Adolf Eichmanns oder Jan Robert Verbelen: Der 1947 wegen Mordes an belgischen Widerstandskämpfern zum Tode verurteilte SS-Offizier führte für das CIC bis 1957 das Wiener Netz „Herbert“, vor allem um die KPÖ auszuspionieren. Anschließend arbeitete Verbelen noch bis 1955 für die CIC-Abteilung in München, um danach noch für die österreichische Staatspolizei als Informant tätig zu sei.

Letzte Ruhestätte von W. Höttl auf dem Friedhof von Altaussee (Foto: Autor)
„Alles längst ausgekundschaftet“
Wien verlor seine Wichtigkeit als Spionagedrehscheibe zu keinem Zeitpunkt des Kalten Krieges: Die Nähe zum Eisernen Vorhang prädestinierten die Stadt als Ausgangspunkt für Geheimoperation, „Schleusungen“ und Kontaktstelle für Agenten beider Lager. „profil“ berichtete 1973: „Amerikanische CIA-Männer erkunden von Wien aus die Lage in die CSSR und in Ungarn; den Russen dient die Alpenrepublik als Ausbildungsgebiet für Agenten, die ihre Fäden weiter nach dem Westen spinnen. Tschechische wie ungarische Geheimdienste kundschaften aus, wie die westlichen Dienste ihre Kontakte nach dem Osten knüpfen. Und die Hausherrn – Österreichs Staatspolizisten –, die hier und dort ein bisserl mithorchen können, machen mit allen Seiten ihre umstrittenen Geschäfte.“ Ernsthafter Schaden für Österreich wurde schon damals nicht befürchtet. Die Sicherheitsbehörden, so der „Kurier“ 1983, gingen davon aus, dass „alles, was bei uns des Auskundschaftens wert wäre, längst ausgekundschaftet ist und es den Geheimdiensten bloß noch darum geht, sich über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten“. Laut Grolig hatte die Staatspolizei Mitte der 1980er Jahre rund 6.000 „einschlägige“ Personen registriert, darunter zirka 40 Prozent des Personals östlicher und einen geringeren Prozentsatz jenes westlicher diplomatischer Vertretungen. Doch die „Dunkelziffer“ wurde als doppelt so hoch angenommen. Österreich sei ein „bequemes Land für Treffen mit westdeutsche Quellen“ gewesen, bestätigte 2003 Markus Wolf, der zwischen 1952 und 1986 die „Hauptverwaltung Aufklärung“ der Stasi leitete, im Nachhinein. „Wir konnten mit Diplomatenpässen einreisen, auch war es auf Grund des großen Fremdenverkehrs leicht.“

Chef der Stasi-Auslandsspionage Markus Wolf (Quelle: Wikimedia Commons)
„Ruheraum“ auch für Terroristen, Stützpunkt der Ost-Mafia
Wenn man seitdem über die „Stadt der Spione“ spricht, sollte man andere Akteure der „Schattenwelt“ nicht außer Acht lassen – Terroristen zum Beispiel: Mitglieder der Roten Armee Fraktion hielten sich in den 1980er Jahren und Anfang der 1990er Jahre immer wieder in Wien auf. Österreich fungierte als Transitland, um nach Anschlägen in der BRD nach Skandinavien, in Ost-Blockstaaten oder in den Libanon weiterzureisen – je nachdem, wo sich die Gruppe gerade besonders sicher fühlte. Nur einmal kam es zu einer größeren Operation westdeutscher Terroristen in Österreich selbst – die Entführung von Walter Palmers durch die „Bewegung 2. Juni“ 1977. Die daran beteiligte Inge Viett schrieb bezeichnenderweise in ihren Memoiren: „Wien ist keine Stadt für revolutionäre Aktivitäten. Es ist eine Stadt für Agenten, Ganoven, für Spießbürger und ihre Politiker, gerade richtig für die Entführung eines Industriellen.“ Die meisten Anschläge wurden aber in den 1970er und 1980er Jahren von arabischen Gruppen verübt, wenn gleich Österreich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern noch glimpflich davonkam. Wie das Beispiel der Abu Nidal Organisation zeigt, wurde auch der Bankenplatz Wien ausgiebig genutzt. Um das „Terrorgeld“, das seit 2000 auf Konten der Bank Austria eingefroren ist, wird immer noch vor Gericht gestritten.

Österreich, so sind sich Experten sicher, wird nach wie vor als „Ruheraum“ für sogenannte „Schläfer“ (Personen, die darauf warten, für einen Terroranschlag aktiviert zu werden) verwendet. Und auch für den Jihad wird hierzulande mobilisiert –  nach Angaben des Innenministeriums vom August 2014 kämpfen mittlerweile bereits 130 Personen aus Österreicher als Jihadisten im Ausland, sind von dort zurückgekehrt oder auf dem Weg zu Kriegsschauplätzen. Die Möglichkeiten des BVT dagegen einzuschreiten, sind begrenzt – sofern nicht ein strafrechtlicher Verdacht vorliegt, müssen sich die Verfassungsschützer aufs Überwachen beschränken. Liegen nach maximal neun Monaten keine Hinweise auf eine konkrete Gefahr oder eine bevorstehende Straftat vor, müssen alle gesammelten Daten gelöscht werden.

Damit nicht genug ist Wien schon seit den 1990er Jahren ein wichtiger Stützpunkt der organisierten Kriminalität: „Fast alle kriminellen Bosse, die heute in Russland im Kampf um die Macht der Oligarchen mitmischen, hatten oder haben Residenzen an der schönen blauen Donau“, meint dazu der deutsche Experte Jürgen Roth. Die österreichischen Behörden ließen auch in diesem Fall gewähren. Man behielt das rege Kommen und Gehen im Auge – für ein aktives Einschreiten fehlte die Rechtfertigung und Anfragen bei osteuropäischen Stellen verliefen in der Regel ergebnislos.


Wien, Zelinkagasse: In den 1980er Jahren Firmensitz des Waffenhändlers Monzer Al-Kassar (Foto: Autor)
Wenn man dann doch einmal Farbe bekennen muss
Obgleich es quasi die Essenz des österreichischen Weges ist, sich in all diese Machenschaften nicht einzumischen, bleibt manchmal kein anderer Ausweg, als Farbe zu bekennen. In diesen haarigen Situationen macht die Republik aber keine besonders gute Figur: Als sich 2007 eine junge Ukrainerin unter ungeklärten Umständen auf dem Grundstück der Wiener Villa von Saif Gaddafi (dem Sohn des gestürzten libyschen Diktators) lebensgefährlich verletzte, reiste dieser nur wenige Stunden später ab – an Bord des Jets eines österreichischen Bauunternehmers. 2011 wurde dann ein mit Interpol-Haftbefehl gesuchter ehemaliger KGB-Offizier am Wiener Flughafen verhaftet. Nach massiven Interventionen der russischen Botschaft wurde Mikhail Golovatov freigelassen, was diplomatische Verstimmungen mit Litauen zur Folge hatte. In einer ähnlich gelagerten Causa, rund um den unter Mordverdacht stehenden kasachischen Ex-Botschafter Rakhat Aliyev, verweigerte Österreich 2007 und 2011 dessen Auslieferung. Um die guten wirtschaftliche Kontakte mit Kasachstan nicht zu stören, wurde Aliyev aber aufgefordert, Österreich zu verlassen. Er tat dies mit einem eigens für ihn ausgestellten Fremdenpass und hielt sich in Malta auf – bis er 2014 nach einer freiwilligen Rückkehr verhaftet wurde.

„Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“
Um damit abschließend noch einmal auf Bobis Buch zurückzukommen: Es gibt Städte, die sich mit der Wiener Situation vergleichen lassen. So ist Genf in der neutralen Schweiz nicht nur der Sitz des Roten Kreuzes und ein wichtiger UNO-Standort, sondern darüber hinaus eine Spielwiese für Rohstoffhändler, Waffenschieber und Terroristen. Offenbar begünstigt das Zusammenspiel von Geografie, Mentalität und lang gewachsener historischer und sozialer Strukturen das Entstehen von „Hotspots“ für alle möglichen halbseidenen oder gar kriminellen Aktivitäten. Der wichtigste Faktor bleibt aber das simple sich Nichteinmischen-Wollen auf politischer Ebene, solange es den eigenen Interessen dienlich ist – oder anders ausgedrückt: „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.“ Eine alles andere als sympathische Strategie, die aber bislang relativ erfolgreich gefahren wurde. Wer mehr darüber erfahren will, was den Wiener Fall so speziell macht, ist bei Bobi gut aufgehoben. 

Donnerstag, 2. Oktober 2014

Doch nur der „Mülleimer des Dritten Reichs“

Gekürzte Version erschienen in profil Nr. 29/2014, 34-36.

Im Salzkammergut verschwanden in den Kriegswirren von 1945 im großen Stil Raubkunst, Nazigold und Geheimdokumente. Am bekanntesten ist bis heute der „Schatz“ im Toplitzsee. Zeit, der Legende mit Hilfe offizieller Ermittlungsakten auf den Grund zu gehen.

Es ist halb zwei Uhr früh am 6. Oktober 1963 – an den Ufern des Toplitzsees wird ein Schlauchboot zu Wasser gelassen. 60 Meter vom Ufer entfernt, unternimmt dann der 19jährige Münchner Franz Egner einen illegalen Tauchgang, während ein Signalmann im Boot zurückbleibt. Fünf weitere Helfer warteten die ganze Zeit über am Seeufer oder behalten die Zufahrtswege im Auge. Mit Egner verständigt man sich über Zugzeichen an der Sicherungsleine. Nach 20 Minuten kommt von Egner keine Reaktion auf die Aufforderung zum Auftauchen. Ein Versuch, die Nylonschnur einzuholen, scheitert. „Wir überlegten uns, was passiert sein konnte und hofften, dass sich lediglich die Leine irgendwo festgehakt hatte, der Taucher aber noch die Möglichkeit hatte, den Karabinerhaken von der Leine auszuklinken, um aufzusteigen. Wir haben dann den See und das Ufer abgesucht, bis wir erkennen mussten, dass auch diese Hoffnung vergeblich war“, gibt einer ein Beteiligter später zu Protokoll. Weitere Rettungsversuche werden als „aussichtslos“ aufgegeben. Um der Festnahme zu entgehen, wird das Unglück erst in Bayern Egners Eltern gemeldet, die dann die Behörden einschalten.
Ufer des Toplitzsees: Von hier aus startete Franz Egner seinen Tauchgang (Quelle: Alle Fotos Autor)
Erst am 30. Oktober 1963 wurde die Leiche des vermissten Tauchers geortet. Die Obduktion ergab, dass Egner einer tödlichen Mischung aus Leichtsinn und mangelnder Erfahrung zum Opfer fiel. Sich alleine und in übermüdetem Zustand in die Tiefe zu wagen, verstieß gegen alle Regeln des Tauchsports. Die ungenügende Ausrüstung tat ihr übriges. Ohne Schwimmkörper hatten die schweren Pressluftflaschen Egner immer weiter hinunter gedrückt, während sein „Nasstauchanzug“ keinen Schutz gegen das 3 Grad kalte Wasser bot. Auf Grund von Sauerstoffmangel im Gehirn verfiel Egner schließlich in „Tiefenrausch“: Halb bewusstlos riss er sich selbst das Mundstück weg und ertrank. Seine deutschen Auftraggeber – der ehemalige Spion des NS-Geheimdiensts und zeitweiliges Vorstandsmitglied in der „Reichspartei“, Georg Freiberger, der Augenarzt Karl Heinz Schmidt und der Ingenieur Gottfried Oswald wurden 1965 wegen fahrlässiger Tötung zu 5 Monaten bedingt verurteilt. Egner habe einen „schönen, leichten Tod gefunden, für den die Angeklagten aber nicht verantwortlich sind“, hatte die Verteidigung aufhorchen lassen.

Der Tauchunfall vor etwas mehr als 50 Jahren ist fester Bestandteil des Mythos um den Toplitzsee – in dem kleinen, aber stellenweise bis zu 103 Meter tiefen See im Salzkammergut, werden seit Kriegsende „Nazigold“ und geheime Dokumente vermutet. Genau deswegen war auch Egner angeworben worden, aber die Schatzsuche endete tragisch. Eben weil es bis heute an harten Fakten mangelt, wird hier die Geschichte der Schatzsuche anhand bislang unveröffentlichter Akten aus dem Wiener Staatsarchiv rekonstruiert. Daraus geht hervor: Der See war schon 1963, kurz nach dem Tode Egners, im Rahmen einer offiziellen Bergeaktion „abgegrast“ worden – ohne dass sich irgendwelche Reichtümer gefunden hätten. Dass sich die Faszination vom Nazigold als stärker erweisen sollte, hing auch damit zusammen, dass sich der Toplitzsee-Mythos im Kalten Krieg perfekt für politische Intrigenspiele eignete.

Pittoresker und geheimnisvoller Alpensee
Die Hinterlassenschaft der Nazizeit im Salzkammergut ist ein aktuelles Thema geblieben: Kürzlich erinnerte George Clooneys Film „Monuments Men“ an die Rettung des „Kunstschatz“ im Bergwerk von Altaussee. In den dortigen Stollen konnten  6.500 Gemälde und andere Raubkunst vor der Zerstörung bewahrt werden. Auch die Kunstsammlung der Familie Gurlitt sorgte für hiesige Kontroversen: Wolfgang Gurlitt besaß unter anderem ein Haus in Bad Aussee, das im Dritten Reich als Tummelplatz für Kunsthändler galt. Ob somit auch hier Bilder aus dubioser Provenienz aufbewahrt wurden, konnte bislang nicht eindeutig geklärt werden. Experten bezweifeln letzteres.

Zugang zum Salzbergwerk von Altaussee
Flucht in die „Alpenfestung“
Begonnen hatte alles mit dem Drama der letzten Kriegstage: Der Talkessel des Ausseerlands zwischen Dachsteinmassiv und Totem Gebirge war 1945 zum Fluchtpunkt der Nazi-Elite sowie zerschlagener SS- und Heeresverbände geworden. Das Gebiet befand sich im Herzen der sogenannten „Alpenfestung“. Seit 1943 hatte es Planungen gegeben, in den Gebirgsregionen Bayerns, Tirols und Westösterreichs ein „nationales Bollwerk“ zu errichten. Die Alliierten nahmen die Berichte darüber so ernst, dass Oberbefehlshaber Eisenhower Ende März 1945 starke Verbände nach Süden umdirigierte. Dabei war die „Alpenfestung“ über das Planungsstadium nur ansatzweise hinausgekommen. Aber die Schimäre übte auch umgekehrt auf hochrangige Nazi-Führer eine große Anziehungskraft aus – während es Hitler abgelehnt hatte, sich dorthin zu retten, quartierten sich spätestens im April 1945 der stellvertretende SS-Führer Ernst Kaltenbrunner, der Organisator der Endlösung, Adolf Eichmann, und Kommandoführer Otto Skorzeny im Ausseerland ein.

Als „eiserne Reserve“ mitgebracht wurden jene Reichtümer, deren Verbleib bis heute den Stoff für Schatzgeschichten liefert: Eichmann beispielsweise soll auf der Blaa-Alm 22 Kisten mit geraubten jüdischen Wertgegenständen verscharrt haben. Geschätzter Wert: 8 Millionen Dollar. Doch Bettina Stangneth, Autorin einer aktuellen Eichmann-Biografie, winkt ab. Solche „Geschichten“ hätten den Mythos einer im Untergrund operierenden Nazi-Verschwörung genährt und zur Vorstellung gepasst, „dass der Krieg den Nationalsozialismus nicht vollständig besiegen konnte“. Tatsächlich sichergestellt wurde im Mai 1945 der „Salatbeetschatz“ Kaltenbrunners – im Garten seines Fluchtquartiers, der Villa Kerry in Altaussee: Mehrere Kassetten mit Goldstücken, deren genauer Wert sich nicht mehr beziffern lässt. Weiters stieß man im Herbst 1945 zufällig auf Geld und Dokumente rumänischer NS-Kollaborateure in einem Versteck im Rettenbachtal. Und welche Rolle spielte in diesem Zusammenhang der Toplitzsee? Anfang Mai 1945 wollen Augenzeugen beobachtet haben, wie SS-Männer rund 60 Holzkisten zum See transportierten. Dort war seit 1943 eine Versuchsstation der Kriegsmarine eingerichtet, die Unterwasserraketen und Sprengstoffe erprobte. Nicht mehr verwertbare Bestände der Station wurden unmittelbar vor Kriegsende im See versenkt – so wie auch jene Kisten, deren genauer Inhalt bis heute die Fantasie der Schatzsucher anregt.

Hinterlassenschaft der Marine-Versuchsstation: Deutsche Seemine wurde aus dem Toplitzsee geborgen
Schon 1946 soll der amerikanische Militärgeheimdienst Tauchgänge durchführen haben lassen, die aber rasch abgebrochen wurden. „Beweise für derartige Tauchversuche sind allerdings nicht vorhanden“, heißt es in einem Dokument von 1971 aus dem Toplitzseeakt des Innenministeriums. Und weiter: „Tatsache jedenfalls aber ist, dass im Laufe der Jahre immer wieder in den Massenmedien von einem ‚Schatz im Toplitzsee’ berichtet worden ist und dass sich auf diese Weise im Laufe der Zeit eine Legende gebildet hat, deren Ergebnis dass von verschiedensten Personen bewiesene Bestreben war, eine Bergung dieses ominösen Schatzes vorzunehmen.“

Wahrer Kern der Legende – das „Unternehmen Bernhard“
Schon 1959 schien eben diese Sensation perfekt. Eine vom deutschen Nachrichtenmagazin „Der Stern“ finanzierte Expedition stieß in 80 Meter Tiefe auf den wahren Kern der Toplitzsee-Legende. Gefunden wurden „weder Wertgegenstände noch historisch oder sonstwie bedeutsame Dokumente“ hielt man im Innenministerium fest: „Es ist lediglich gelungen, eine größere Anzahl von Kisten, die gefälschte Pfundnoten enthielten zu heben sowie eine Kiste zu bergen, in der sich u. a. verschiedenes Fälschungsmaterial und auch eine Häftlingsliste vom ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen befunden haben.“ Als „Andenkenjäger“ versuchten, noch weitere Blüten aus dem See zu fischen, wurde „veranlasst“, „eventuell noch vorhanden gewesene Pfundnoten in tiefere Seegründe“ abzuspülen, „wo sie durch Amateurtaucher nicht mehr erreichbar sind“. Das geborgene Falschgeld, schätzungsweise 3.200.000 Scheine, wurde in insgesamt 64 Kisten umgepackt. Es gehörte zu einer Operation des SS-Geheimdiensts, dem „Unternehmen Bernhard“: Zwischen 1942 und 1945 hatten 142 jüdische Häftlinge des KZ Sachsenhausen etwa 134 Millionen Pfundnoten hergestellt, von denen 8 Prozent in Umlauf kamen. Das ursprüngliche Ziel, damit die britische Wirtschaft zu destabilisieren, wurde nie realisiert. Stattdessen wickelte man Waffen- und Rohstoffkäufe sowie die Bezahlung von Agenten ab. Um alle Spuren zu verwischen, wurden die verbliebenen Blüten, Produktionsmaterial und Unterlagen im Toplitzsee beseitigt – aber nicht für alle Ewigkeit: Eine der geborgenen Kisten war über ein Stahlseil mit einem Schwimmer verbunden, der unter der Seeoberfläche trieb: „Durch diese Vorrichtung hätte es möglich gemacht werden sollen, dass ohne jeglicher weiterer optischer oder akustischer Mittel die Ortung der versenkten Kisten möglich ist“, so der Bericht. Der Versenkungsort war also für eine spätere Bergung „markiert“ worden – mit der Zeit waren Seil und Schwimmer allerdings auf den Grund gesunken.

Ebenfalls geborgen: Ein "Röchling-Geschoss" 
Der im Grunde profane Falschgeldfund wurde in den Medien gründlich aufgebauscht, wie die Behörden registrierten: „So wurde von der Auffindung eines Tagebuches des Reichsführers SS Himmler berichtet, obgleich ein solches niemals auch nur andeutungsweise gefunden worden wäre. Auch über die angeblichen Sabotageakte wurde mehrfach berichtet, die jeglicher Grundlage entbehrten. Es ereignete sich lediglich ein Fall, bei welchem sich ein Halteseil des Floßes entweder selbst löste oder aus Bosheit gelöst wurde. In der Presse wurde dieses Vorkommnis als Sabotage und schwere Gefährdung der sich am Floss befindlichen Personen dargestellt.“ Dass ein wachsames Netzwerk ehemaliger SS-Offiziere den Schatzsuchern nach dem Leben trachte, war auch der Stoff des Films „Der Schatz vom Toplitzsee“, den Franz Antel noch 1959 ins Kino brachte. Ebenso erklärte man eine Serie von Todesfällen in der Umgebung des Sees zwischen 1945 und 1953 mit den Machenschaften dunkler Mächte. Tatsächlich handelte es sich um Alpinunfälle – weder waren einige der Toten, wie behauptet, frühere Mitarbeiter der Marineversuchsstation noch standen sie miteinander in Verbindung. Auch der Tod des Tauchers Egner 1963 wurde von der Boulevardpresse sofort zum hinterlistigen Mord stilisiert. „Bild“ titelte nicht umsonst in dicken Lettern: „Wer das Gold holt – der riskiert sein Leben.“ Zur Schauerromantik passten auch Geschichten von „Autos mit verhängten Nummerntafeln und abgeblendeten Scheinwerfern“, die nächtens „geheimnisvolle Besucher“ zum See brachten.
Info-Tafel bei Fischerhütte am Toplitzsee (Stern-Expedition 1959)
„Der Banditenschatz“ – der Toplitzsee und der Kalte Krieg
Die Sensationslust wurde zum Teil gezielt angeheizt. Beispielsweise behauptete die sowjetische „Prawda“ 1963, dass der Toplitzsee ein schmutziges Geheimnis berge: Dokumente des SS-Geheimdienstes, deren Bekanntwerden viele hochstehende Persönlichkeiten in Westdeutschland als Nazis belasten würde. In der DDR wiederum veröffentlichte der als Enthüllungsjournalist getarnte Stasimajor Julius Mader 1965 „Der Banditenschatz“. Mader ging es dabei nicht um Fakten, sondern darum, einen Beitrag zum Propagandakrieg zwischen Ost und West zu leisten. Der Toplitzsee sei zum „Tresor“ umfunktioniert worden, damit die „Reste des Nazischatzes“ und „die Schlüssel zu den in Depots verlagerten Reichtümern“ in den Händen der „Erben hitlerscher Raubpolitik“ blieben. Diese waren für Mader niemand anderer als die Führungselite der gegnerischen Bundesrepublik. Schon 1962 hatte er Kontakte zur „Forschungsgemeinschaft Toplitzsee“ (FGT) geknüpft, die sich mehrfach um Bergegenehmigungen bei der österreichischen Regierung bemüht hatte. Erster Vorsitzender der FGT war bezeichnenderweise der ehemalige SS-Sturmbannführer Friedrich Schwend, der Vertriebsleiter des „Unternehmen Bernhard“. Sein Generalbevollmächtigter und später dritter Vorsitzender, der Karlsruher Pharmahändler Heinz Riegel, führte eine jahrelange Kampagne: „Wir wollen tauchen, dafür gehe ich bis in die Hölle.“ Um Druck auszuüben, behauptete Riegel, die Behörden würden bewusst einen Deckel über den See halten, damit keine Kontonummern oder Namenslisten ans Tageslicht gelangen. Das war ganz im Sinne der Stasi, die angeblich die FGT finanziell unterstützte. Laut dem Berliner Journalisten Andreas Förster plante der DDR-Geheimdienst sogar eigene Erkundungen: Örtlichkeiten wurden von „Touristen“ ausgekundschaftet, Spezialtaucher trainierten das Bergen aus großer Tiefe – ehe politische Überlegungen das Manöver stoppten.


Aktion Tarnvorhang
In Österreich wiederum war nach dem eingangs erwähnten Tauchunfalls Egners die Forderung nach einer umfassenden Suche unüberhörbar geworden. „Die Tragödie im Toplitzsee sollte ein weiterer Grund dafür sein, endlich eine offizielle Bergungsaktion einzuleiten, die dem Spuk ein Ende macht“, befand etwa der „Kurier“. In die Diskussion schaltete sich auch „Nazijäger“ Simon Wiesenthal ein: Dieser hatte, wie sein Biograph Tom Segev vermerkt, „eine große Schwäche für Geheimnisse“ und ließ sich von den Gerüchten rund um den Toplitzsee „gefangen nehmen“. In der dicken Akte, die Wiesenthal dazu anlegte, findet sich auch ein Brief an Innenminister Franz Olah vom 23. Oktober 1963. Darin äußert Wiesenthal Überzeugung, „dass im Toplitzsee Dokumente über die Verlagerung deutschen Kapitals befinden, das heißt die sogenannte Liste der Depositare.“ Damit meinte Wiesenthal die Verfügungsberechtigten der Auslandskonten, auf die die Nazi-Fluchtgelder transferiert worden waren. Beleg war das Protokoll einer Geheimkonferenz: Am 10. August 1944 sollen Vertreter der SS und der deutschen Industrie in Straßburg abgemacht haben, Devisen und Goldschätze in Sicherheit zu bringen, um damit später ein „viertes Reich“ zu finanzieren. Aber auch diese Spur führt ins Leere – die Authentizität des Dokuments gilt als umstritten.

Relikte aus dem Toplitzsee (Museum Bad Aussee)
Noch lebende NS-Täter dagegen winkten von Beginn an ab. Auf den Toplitzsee angesprochen, sagte Otto Skorzeny der „Kronen Zeitung“: „Nein, da ist nichts drin. Höchstens ein Haufen gefälschter Pfundnoten und Waffen.“ Nicht viel anderes lautete die Antwort des SS-Geheimdienstmanns und späteren honorigen Privatschuldirektors in Bad Aussee, Wilhelm Höttl: „Wer würde auch so dumm sein, Gold in einen abgrundtiefen See zu werfen? Gold vergräbt man.“ Höttl wusste offenbar, von was er sprach: Stand er doch seit 1949 in Verdacht, bei Kriegsende rund um Bad Aussee „größere Mengen von Opium und eine Kiste mit Gold und Preziosen“ versteckt zu haben. Um die ausufernden Spekulationen zu beenden, wurde schließlich zwischen 23. Oktober und 6. Dezember 1963 die „Aktion Tarnvorhang“ durchgeführt. Zum Ärger von rund 150 angereisten Journalisten aus dem In- und Ausland wurde das gesamte Gebiet um den See zur Sperrzone erklärt und zeitweise von 130 Gendarmen bewacht. Unterstützt von einer Wiener Spezialfirma verbrachten Taucher des Entminungsdiensts insgesamt 302 Stunden unter Wasser. Nach einer Woche wurde, wie eingangs erwähnt, die Leiche Egners lokalisiert. Über die weiteren Ergebnisse heißt es in den Ermittlungsakten: „Mehr als die Hälfte des Seegrundes wurde mit einer Förster-Sonde abgesucht und mittels Unterwasserfernsehkamera geortet. Geborgen wurden folgende Gegenstände: Verschiedenes Kriegsgerät der seinerzeitigen Marineversuchsstation Toplitzsee; falsche Pfund-Noten im Werte von 5, 10, 20 und 50 Pfund; 44 Druckstöcke zur Herstellung von Pfund-Noten; 236 Einsätze für Druckstöcke; Druckstöcke für verschiedene falsche Ausweise; 10 Nummeratoren groß und 20 Nummeratoren klein; 6 Druckplatten für verschiedene Ausweise; 74 Probeplatten aus Zink, 14 Probeplatten aus Messing (sie dienten zur Herstellung der Drucklettern auf den Druckstöcken). Das geborgene Falschgeld wurde am 28. 4 1964 in der Verbrennungsanlage der Österreichischen Nationalbank in Wien im Beisein von zwei Beamten der Bank von England verbrannt. Das drucktechnische Material wurde von den Beamten der Bank von England gegen Bestätigung übernommen.“


„Reine Erfindung“
Die Kosten der „Aktion Tarnvorhang“ beliefen sich auf rund zwei Millionen Schilling. Nicht ohne gewissen Stolz wurde abschließend verlautbart: „Wir haben unser Ziel erreicht und bewiesen, dass der See leer ist.“ Zu diesem Zeitpunkt war das Gros der Journalisten aus Protest gegen die rigiden Absperrmaßnahmen längst abgereist. In den Wochen davor waren die Wellen noch hochgegangen: Wie selbst die „Kronen Zeitung“ kritisch anmerkte, hatten zahlreiche „Großsprecher“ die „weit verbreitete Toplitzitis“ ausgenützt. Auch die Glaubwürdigkeit der „Forschungsgemeinschaft“ erhielt Risse. Man hatte ihren Generalbevollmächtigten Riegel hinzugezogen, aber an den von ihm bezeichneten Stellen nichts gefunden. „Er hat dann damals zugeben müssen, dass er sein angebliches Wissen nicht aus eigenen Wahrnehmungen besitze, sondern aus verschiedenen dubiosen Quellen beziehe. Dass er ungeachtet dieses damaligen Eingeständnisses schon kurze Zeit später wieder mit seinen alten Behauptungen an die Öffentlichkeit getreten, gibt wohl ein eindeutiges Urteil über seine Seriosität ab“, fasst ein Bericht von 1971 zusammen. Darin ist auch festgehalten, dass für die amtlichen Stellen „die Angelegenheit der angeblich im Toplitzsee befindlichen Schätze und Dokumente“ mit der Suche von 1963 „abgeschlossen“ war: Es sei der Beweis erbracht, dass die Mutmaßungen „um ein im Toplitzsee verschlossenes Geheimnis reine Erfindung sind“. Ungeachtet dessen würden sich immer Leute finden, die „Legendenbildung“ betreiben – dagegen könne nichts unternommen werden: „Es besteht aber Grund zur Annahme, dass Triebfeder all dieser Publikationen nur Sensationslust oder aber ein gewisses Profitstreben sein können.“

Der Toplitzsee verlor jedenfalls nichts von seiner Anziehungskraft: Nach 1963 fanden zahlreiche Tauchgänge des Entminungsdiensts sowie mehrere internationale Expeditionen statt. Am erfolgreichsten war der deutsche Meeresbiologe Hans Fricke, der dreimal mit den Forschungs-U-Booten „GEO“ und „JAGO“ den Alpensee erkundete. Seine Entdeckung des Toplitzsee-Wurms „Willi“, der in einer Schwefelwasserstoff-Substanz ganz ohne Sauerstoff auskommt, fand wenig Resonanz. Interessierter waren die Medien an den Relikten, die Fricke bei seiner ersten Expedition 1983 in 80 bis 103 Metern Tiefe am Seegrund gesichtet hatte – „vor allem Metallteile und Raketentreibsätze, zwei Fliegerbomben sowie Funkgeräte und Messinstrumente“. Die Frage, „ob hinsichtlich des georteten Falschgelds und der noch ungeöffneten Kisten, die eventuell geheimes Aktenmaterial beinhalten könnten, weitere Aktivitäten erfolgen sollen,“ wurde Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Robert Danzinger, zunächst noch negativ beschieden. Doch schon 1984 bargen Heerestaucher unterstützt von Fricke die ausgemachten Kriegsrelikte und das Falschgeld.

Peinlich endete dagegen ausgerechnet die bislang technische aufwendigste Aktion: Ein vom amerikanischen TV-Sender CBS finanziertes Unternehmen barg im Jahr 2000 eine Kiste, die statt Gold nur die gesammelten Kronenkorken einer Stammtischrunde enthielt. Zuletzt wurde 2009 ein mehrmals verschobenes Projekt von Seiten des Tauchteams abgesagt. Zunehmend hatte sich bestätigt, was der „Spiegel“ schon 1963 befunden hatte: Der Toplitzsee war doch nur der „Mülleimer des Dritten Reiches“. Klar ist aber auch, die Schatzsuche wird weitergehen…

"Schatzkiste" - von der CBS-Expedition geborgen