Nach den Anschlägen von
Paris im November 2015 wurde dem Terrorismus von neuem der Krieg erklärt – obgleich
sich der 2001 proklamierte US-amerikanische „Global War on Terror“ in einer
Sackgasse verfahren hat. Umso wichtiger erscheint daher die Diskussion
alternativer Strategien – ein bemerkenswertes Beispiel stellt die präventive
Antiterrorpolitik von Bruno Kreisky (österreichischer Bundeskanzler 1970-1983) dar, wenn gleich sich diese nur beschränkt
auf die aktuelle Situation umlegen lässt. Auf den Punkt gebracht, ging es
Kreisky darum, Terror zu bekämpfen, indem man der Gewalt die politischen und
sozialen Wurzeln entzieht.
Das Übel an der
„Wurzel“ packen
Kreisky hat Terrorismus stets in Hinblick auf diese Ursachen
analysiert. Er folgte einer wertfreien Definition durch den kenianischen Autor
Ali Mazrui (1933-2014) aus dem Jahr 1985, wonach Terrorismus eine Form der
Kriegsführung sei, die entweder durch Individuen oder durch Regierende ausgeübt
wird, um politische Ziele zu erreichen. Kreisky hielt diese Definition für
richtig – Terrorismus diene dem Ziel „sich Gehör zu verschaffen, wenn man
anderswo ungehört bleibt; er leistet einen gewissen Beitrag dazu, eine Sache zu
fördern. Die unmittelbare Absicht des Terrors ist es, in Verbindung mit der
Öffentlichkeit, Angst zu verbreiten.“
Für Kreisky gab es zwei Arten solcher Gewalt: Den „Terrorismus
um seiner selbst willen“ –
bezogen beispielsweise auf den westdeutschen oder
italienischen Linksextremismus – lehnte er ab: „Mit dem Terror provoziert man
in der Demokratie nur den Terror von der anderen Seite. Wenn man das will, dann
muss man sich den Vorwurf gefallen lassen, dass man die Demokratie beseitigen
und eine Diktatur haben will.“ Auf der anderen Seite gab es für Kreisky eine
Form von Terrorismus, die er zwar auch nicht billigte, aber mit einem gewissen
Maß an Verständnis begegnete. „Terror ist eine der politischen Waffen des
Untergrunds, der Illegalität. Sie sind grausam, ich lehne sie ohne
Einschränkungen ab. […] Es gibt aber Diktaturen, in denen Untergrundbewegungen
um die Freiheit und die Demokratie kämpfen, und das auch gelegentlich mit dem
Mittel des Terrorismus.“ Diese Gewalt, so Kreisky, stehe oft „am Anfang“ einer
späteren politischen Bewegung oder einer danach respektablen staatsmännischen
Karriere. An dieser Stelle erinnerte Kreisky immer wieder gerne an den
Friedennobelpreisträger Menachem Begin und dessen Zeit als jüdischer
Untergrundkämpfer.
Vergeltungsstrategie hat Eskalation gebracht
In der Frage, wie man der terroristischen Bedrohung am
effektivsten begegnen solle, vertrat Kreisky konsequent den Standpunkt, dass
man diese eben präventiv an der „Wurzel“ anpacken müsse. Dies hätte sich vor
allem in Bezug auf den nationalistisch-separatistisch Terrorismus gezeigt. Eine rein auf polizeiliche/militärische Gegengewalt hin
ausgerichtete Antiterrorstrategie lehnte er dagegen ab. Die Rettung von
Menschenleben bei Geiselnahmen hatte für Kreisky absoluten Vorrang - auch
gerade nach der Erfahrung jenes Blutbads, das die Befreiungsaktion für die
israelischen Sportler bei der Olympiade in München 1972 gefordert hatte. Ein
Jahr später, als Österreich zum ersten Mal direkt mit dem Nahostterrorismus
konfrontiert wurde, erlaubte Kreisky den Abflug von zwei palästinensischen
Attentätern, um das Leben von drei russischen Juden zu retten. Auch 1975
stellte Kreisky dem Terrorkommando von Carlos Ramirez Sanchez, genannt „der
Schakal“, eine AUA-Maschine zur Verfügung, um die Sicherheit der der als
Geiseln genommenen Erdölminister und OPEC-Angestellten nicht zu gefährden. Vor
dem Nationalrat hielt Kreisky danach fest: „Die Bekämpfung des Terrors durch
absolute Verweigerung der Forderungen der Terroristen hat in den seltensten
Fällen zur Kapitulation der Terroristen geführt, vielmehr oft zu schweren und
furchtbaren zusätzlichen Opfern. Im Übrigen hat die Vergeltungsstrategie gegen
den Terrorismus sogar seine Eskalation gebracht.“
Konträr zu Kreisky steht beispielsweise das Handeln von
Helmut Schmidt im Falle der Konfrontation mit der RAF. 1977 blieb Schmidt hart,
als die Gruppe den Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer entführte. Und
er ließ eine entführte Lufthansa-Boeing im somalischen Mogadischu gewaltsam
befreien. Kreisky billigte letzteres Vorgehen nicht – wegen des Risikos für die
Geiseln. Überhaupt stellte er zur Diskussion, ob eine Regierung das Recht habe,
„das Leben von Geiseln zu gefährden, indem sie gegenüber Forderungen von
Terroristen hart bleibt beziehungsweise gegen die Terroristen mit Gewalt
vorgeht“. Kreisky hielt in diesem Zusammenhang fest: „Meiner Überzeugung nach
hat keine Regierung dieses Recht.“
Gibt es Grundursachen
für Terrorismus oder nicht?
Mit seiner Ablehnung von Gegengewalt/Kompromisslosigkeit
zugunsten von Prävention hat Kreisky in einem „verminten“ Diskurs Stellung
bezogen. Im Wesentlichen prallen hier, damals wie heute, zwei Schulen
aufeinander: Auf der einen Seite jene, die wie Kreisky ökonomische, politische
und soziale Grundursachen für Terrorismus betonen – und auf der anderen Seite jene
Debattenteilnehmer, für die Terror quasi losgelöst von objektiven Ursachen
existiert und die sich primär mit der Bekämpfung des Phänomens beschäftigen.
Letztere Schule hat in den vergangenen drei Jahrzehnten stetig an Überhand
gewonnen.
Im Widerspruch dazu sucht eine zweite Denkrichtung die
Debatte über das Verhältnis von Grundursachen und Terrorismus. Die britische
Forscherin Louise Richardson etwa betonte 2007: „Die häufigsten Erklärungen für
Terrorismus lauten, er sei entweder das Werk von verrückten Einzelgängern oder
von kriegslüsternen Staaten, aber die besten Erklärungen liegen nicht auf
diesen Ebenen, sondern auf der der Gesellschaften, die Terrorismus
hervorbringen.“ Terroristische Handlungen können demnach am Besten in ihrem
spezifischen Kontext erklärt werden - jenen politischen, sozialen und
ökonomischen Umständen, die als „Nährboden“ die Anwendung von Gewalt im Namen
von Nationalismus, Revolution oder Religion legitimieren bzw. ein
radikalisierendes Gesamt-Klima schaffen.
Kreiskys Herangehensweise ist in diesem Zusammenhang ein
ausgezeichnetes Beispiel dafür, Terrorismus primär als Ausdruck politischer und
sozialer Missstände aufzufassen. Anstatt jede Wechselbeziehung von vornherein
in Abrede zu stellen, begriff Kreisky terroristische Gewalt und Politik als
voneinander abhängig. Für ihn waren die Vertreibung der Palästinenser, die
Zustände in den Flüchtlingslagern, die militärischen Vorstöße Israels in das
Nachbarland Libanon und das Fehlen einer international anerkannten Vertretung
der Palästinenser verantwortlich für die Entstehung, Eskalation und Fortdauer
des Nahostterrorismus. Als der libysche Staatschef Muammar al-Gaddafi 1982
Österreich als erstes westliches Land besuchte, hielt Kreisky beim Empfang im
Bundeskanzleramt am 11. März 1982 eine Tischrede: „Es ist ohne Zweifel richtig,
dass wir in einer Zeit leben, in der politisch motivierte Terroraktionen immer
wieder stattfinden. Wir verabscheuen diese Aktionen zutiefst und bekämpfen sie
mit allen Mitteln. Ein Mittel, sie zu verhindern, besteht darin, dass man die
Ursachen, die zum Terror führen, beseitigt. Man bekämpft also das Phänomen des
Terrors am wirksamsten mit politischen Mitteln, indem man seine Ursachen
beseitigt. Wir verstehen darunter, dass die legitimen Rechte von Völkern und
Minderheiten, so auch die der Palästinenser, Anerkennung finden müssen.“
Legitime Sicherheitsinteressen Israels mag Kreisky vergleichsweise
vernachlässigt haben. Auch konnte er mit seiner Initiative keine De-Radikalisierung
erreichen, da beim Nahostterrorismus weitere Faktoren ins Spiel kamen, die er
nicht in der Hand hatte: Die Machtinteressen lokaler Akteure wie Irak, Libyen
und Syrien sowie der übergeordnete Konflikt zwischen West und Ost im Kalten
Krieg. An diesem Punkt zeigt sich, wie schwierig ein solches Eingehen auf
Grundursachen tatsächlich ist – weil dadurch immer auch größere
Machtzusammenhänge und Interessen berührt werden, die jeder Veränderung des
Status Quo feindlich gegenüberstehen. Dies mag auch der Hauptgrund sein, warum
eine solche Vorgangsweise kaum gewählt, sondern Terrorismus mit dem
traditionellen Arsenal der Sicherheits- und Verteidigungspolitik beantwortet
wird.
Kreisky, Arafat und die PLO
Kreiskys präventives Vorgehen war keineswegs erfolglos: Als
Leiter der Fact Finding Mission der Sozialistischen Internationale hatte
Kreisky als erster westlicher Staatsmann festgehalten, dass eine Friedenlösung
im Nahen Osten ohne Einbeziehung der Palästinensischen Befreiungsorganisation unmöglich
sei. Er erkannte der PLO eine politische Dimension zu und öffnete wichtigen
Raum und Möglichkeiten zur Entfaltung der moderaten Kräfte innerhalb der
Organisation. Auf lange Sicht gesehen, schwächte das den Einfluss der Radikalen
und trug wesentlich dazu bei, dass Jassir Arafat nach seinem Auftritt vor der
UNO 1974 weiter politisch anerkannt wurde. Kreisky ging noch einen Schritt
weiter: 1979 sollte Österreich als erster Staat die PLO diplomatisch
legitimierten. Im selben Jahr empfing Kreisky Arafat in Wien und es kam zum
legendären gemeinsamen Treffen mit Willy Brandt.
Der überwiegende Teil von Kreiskys Vermittlungsbemühungen
spielte sich diskret hinter den Kulissen ab. So fungierte der Bundeskanzler ab
1976 als Schirmherr von zunächst geheimen Gesprächen zwischen israelischen
Friedensaktivisten und dem PLO-Sondergesandten Issam Sartawi. Im Jahr darauf
war Kreisky Gastgeber für ein Geheimtreffen: Sartawi und der berüchtigte „rote
Prinz“, Ali Hassan Salameh, diskutierten mit einem westdeutschen Behördenvertreter
u. a. eine mögliche palästinensische Hilfeleistung bei der Fahnung nach
RAF-Mitgliedern, die sich in den Nahen Osten zurückgezogen hatten. Im Mai 1979
gelang es Kreisky weiters, einen geheimen Kanal zwischen der PLO und der
amerikanischen Regierung herzustellen, indem er Sartawi mit dem US-Botschafter
in Österreich, Milton A. Wolf, zusammenbrachte. Ein weiteres Zeichen setzte
Kreisky, indem Österreich als erster westlicher Staat die PLO 1980 offiziell
anerkannte.
Kreisky ließ auch keine Gelegenheit aus, vor allem Arafat vor
den negativen Auswirkungen des Terrorismus zu warnen: Die Gewalt würde den
Palästinenser die mühsam aufgebaute Sympathie rauben. So ermahnte Kreisky den
PLO-Führer 1979: „Ich finde diesen plötzlichen Anstieg in palästinensischer
Terroraktivität äußerst schädlich für die palästinensische Sache. Es macht es
schwieriger für mich, den Kreis der palästinensischen Unterstützer zu erweitern
und meine vorangegangenen Anstrengungen schon jetzt zunichte.“ Das
Vertrauensverhältnis zu Arafat wurde immer wieder auch schweren
Belastungsproben unterzogen: 1981 flog ein illegaler Waffenschmuggel der PLO
auf. Zwei Jahre später wurde Issam Sartawi von der gegnerischen Abu
Nidal-Gruppe ermordet – was nach Kreiskys Empfinden nur möglich war, weil
Arafat seine schützende Hand zurückgezogen hatte.
International hatte Kreiskys Nahostpolitik Ende der 1970er Jahre
und Anfang der 1980er Jahre einen schweren Stand. Im Kontext des Kalten Krieg
sperrten sich etwa die USA gegen Verhandlungen, selbst innerhalb der
Sozialistischen Internationale war die Unterstützung bestenfalls verhalten.
Allerdings gelang es, die Europäische Gemeinschaft mit der Erklärung von
Venedig (1980) als Akteur im Nahostkonflikt einzubringen. Der israelische
Präsident Shimon Peres, der Kreisky zeitlebens hart kritisierte, lobte diesen
rückblickend im Jahr 2010: Der Bundeskanzler habe dazu beigetragen, dass sich
Arafat konzilianter verhalten habe.
Sicherheit für
Österreich
Das wichtigste Motiv der präventiven Anti-Terrorpolitik war
jedoch, Sicherheit für Österreich zu schaffen. 1981 argumentierte Kreisky, dass
das Land eben wegen der guten Kontakte zur PLO lange vom Terror verschont
geblieben sei – obwohl Österreich wegen seiner Transitfunktion für die jüdische
Emigration aus Osteuropa immer besonders gefährdet war. Über Österreich
emigrierte mehr als eine Viertelmillion sowjetischer Juden und der Großteil
begab sich nach Israel, was wiederum in der arabischen Welt als demographische
Stärkung der israelischen Position angesehen wurde - und extremistischen
Gruppen ein Motiv lieferte, Anschläge in Österreich zu begehen (so etwa im
Falle der Geiselnahme von Marchegg/Schönau 1973). Kreisky ließ damals zwar das
Transitlager Schönau schließen, aber die Emigration ging weiter.
Österreich sollte vom Nahostterrorismus nicht verschont
bleiben, wenn gleich die Intensität im Vergleich zu anderen Ländern niedriger
blieb. Der Mord an Stadtrat Heinz Nittel und die Anschläge gegen die Wiener
Synagoge im Jahr 1981 sowie gegen El-Al-Passagiere auf dem Flughafen Schwechat im
Jahr 1985 zielten nicht mehr direkt gegen die Emigration. Vielmehr handelte es
sich um einen innerpalästinensischen Konflikt, der auch auf österreichischem
Boden ausgetragen wurde. Die für die Terrorakte verantwortliche Gruppe Al
Assifa („Der Sturm“) unter Führung von Sabri al-Bana, genannt „Abu Nidal“
(„Vater des Kampfes“), bekämpfte nämlich die aus ihrer Sicht zu
kompromissbereite Führung der PLO. Eben weil Österreich Arafats Linie
unterstützte, wurde es wie andere PLO-freundliche Länder vom Terror der Al
Assifa heimgesucht. Letztere bediente damit auch die Interessen ihrer
staatlichen Sponsoren – Irak, Syrien und Libyen – die die westliche
„Einmischung“ in den Nahostkonflikt aus den unterschiedlichsten Motiven
zurückdrängen wollten.
Es ist nicht so, dass Kreisky mit seiner Nahostpolitik
Österreich eine Welle von Attentaten bescherte, wie etwa die ÖVP damals
behauptete – stattdessen trifft es zu, von einem Fall von „Blowback“ zu
sprechen. Dieser Terminus, aus der Fachsprache von Geheimdiensten, bezeichnet
negative, unbeabsichtigte und unvorhergesehene Konsequenzen, die sich aus einer
bestimmten politischen Vorgangsweise ergeben können. Im österreichischen Fall
bestand der Blowback darin, dass das Land von einer Terrorkampagne der
extremistischen Hardliner getroffen wurde – denen zudem die enge
Sicherheits-Kooperation zwischen der PLO und den österreichischen Behörden ein
Dorn im Auge war. Darüber hinaus mag Kreiskys jüdische Identität und die
Tatsache, dass er für das Existenzrecht Israels eintrat, die vehemente Gegnerschaft
Abu Nidals hervorgerufen haben.
„Der Terror denkt nicht
so wie in den Wirtshäusern“
Als der „Kurier“ einige Wochen nach dem Schwechater Anschlag
etwas provokant fragte, ob seine „Befassung mit dem Nahost-Problem“ erst die „Flügelkämpfer
der Palästinenser“ nach Österreich „gezogen“ habe, antwortete dieser: „Unsinn.
Der Terror kennt andere Gesetze, der denkt nicht so wie in den Wirtshäusern.“
Der Beweis für die Richtigkeit seiner Politik sei, dass 15 Jahre lang 300.000
russische Juden über Österreich nach Israel ausgewandert seien – „ohne, dass
jeden Monat in Schwechat eine Bombe explodiert ist“. Überhaupt helfe Gewalt
gegen diese Gruppe nichts, „man muss eine Gesprächssituation herbeiführen“. Auf
den ungläubigen Einwand des Journalisten, dass mit „manchen Leuten“ offenbar
nicht vernünftig geredet werden könne, entgegnete Kreisky: „Ich rede mit dem
Teufel, wenn ich dadurch etwas Positives erreiche."
Auch wenn die Bilanz letztlich gemischt bleibt, so verdient die präventive Ausrichtung der österreichischen Antiterrorpolitik Beachtung: Bruno Kreisky hat das Eingehen auf die politischen und sozialen Ursachen von terroristischer Gewalt betont und ist dieser Devise mit seiner Nahostpolitik gefolgt. Eine Rückbesinnung auf diese Form der Terrorbekämpfung – nämlich der Gewalt den Nährboden und damit auch die Legitimation zu entziehen – ist angesichts der Krise militärisch dominierter Antiterrorpolitik aktueller denn je. Konkret wäre es in Europa notwendig, nicht nur bloße Symptombekämpfung vorzunehmen, sondern Maßnahmen für mehr Chancengleichheit und für bessere Bildung marginalisierter Bevölkerungsgruppen zu setzen. Genauso geht es um mehr Fokus auf verdeckte Ermittlungen, Infiltration, Aussteiger-Programme und Deradikalisierung statt auf Massenüberwachung und Militarisierung der öffentlichen Sicherheit.
Auch wenn die Bilanz letztlich gemischt bleibt, so verdient die präventive Ausrichtung der österreichischen Antiterrorpolitik Beachtung: Bruno Kreisky hat das Eingehen auf die politischen und sozialen Ursachen von terroristischer Gewalt betont und ist dieser Devise mit seiner Nahostpolitik gefolgt. Eine Rückbesinnung auf diese Form der Terrorbekämpfung – nämlich der Gewalt den Nährboden und damit auch die Legitimation zu entziehen – ist angesichts der Krise militärisch dominierter Antiterrorpolitik aktueller denn je. Konkret wäre es in Europa notwendig, nicht nur bloße Symptombekämpfung vorzunehmen, sondern Maßnahmen für mehr Chancengleichheit und für bessere Bildung marginalisierter Bevölkerungsgruppen zu setzen. Genauso geht es um mehr Fokus auf verdeckte Ermittlungen, Infiltration, Aussteiger-Programme und Deradikalisierung statt auf Massenüberwachung und Militarisierung der öffentlichen Sicherheit.