Das
Oktoberfestattentat am 26. September 1980 war mit 13 Todesopfern und 211
Verletzten der schlimmste Terrorakt in der Geschichte der Bundesrepublik. Den
damaligen Ermittlungen zufolge hatte der Geologiestudent Gundolf Köhler, ein
früherer Anhänger der rechtsextremen Wehrsportgruppe Hoffmann (WSG Hoffmann),
eine Bombe in einen Abfalleimer beim Haupteingang der „Wiesn“ gelegt. 2014 nahm
die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen wieder auf, nachdem neue Zeugenaussagen
Zweifel an der Einzeltätertheorie genährt hatten. Im vorliegenden Artikel geht
es um die Frage, welche Beziehungen die tatverdächtige WSG Hoffmann nach
Österreich unterhielt bzw. ob es in der damals rund 50 Vereine umfassenden
rechtsextremistischen Szene ähnliche Strukturen gab.
Heute erinnert ein Denkmal am Schauplatz des Oktoberfestattentats an die Opfer (alle Fotos: Autor) |
„Freundeskreis
zur Förderung der WSG“
Im Vorfeld des Staatsbesuchs von
Erich Honecker in Wien im November 1980 analysierte die Stasi mögliche
Bedrohungsquellen von rechts- wie linksextremer Seite. Unter anderem heißt es
in dem Dokument: „Die illegal weiterhin aktive ‚WSG‘ verfügt über intakte
Verbindungen nach Österreich. Zur Finanzierung existiert ein sog.
‚Freundeskreis‘, dessen Mitglieder zum Teil auch in Österreich ansässig sind.
Bekannt ist u. a. das Mitglied der österreichischen NDP [Nationaldemokratische
Partei, Name geschwärzt]. Über ihn gibt es Verbindungen zur ‚Aktion Neue
Rechte‘. Seine Ehefrau ist Verantwortliche für die Standortgruppe Salzburg der
‚ANR‘.“An anderer Stelle heißt es, der Verband österreichischer Kameradschaften,
eine Abspaltung des Österreichischen Kameradschaftsbunds (ÖKB), sei in Kontakt mit der WSG. Für den 17. Mai 1980 war ursprünglich ein Treffen unter
Teilnahme von Mitgliedern der WSG und der ANR geplant gewesen.
Die
rechtsextreme Szene in Österreich Anfang der 1980er Jahre
Auszug aus einem Bericht der Arbeiter-Zeitung vom 30. 9. 1980 (Quelle: www.arbeiter-zeitung.at) |
Was die genannten Organisationen
betrifft, so machte die ANR Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre durch
provokante Aktionen auf sich aufmerksam. Die Truppe um Bruno Haas legte
Waffenlager an, zettelte Schlägereien an und hielt „Ehrenwachen“ an den Gräbern
von Nazi-Größen ab. „Schulungsabende“ dieser laut Hans-Hennig Scharsach „ersten
neonazistischen Kaderorganisation auf österreichischem Boden“ wurden von Gerd
Honsik und Gottfried Küssel geleitet.
Die NDP wiederum war 1967 von
Norbert Burger gegründet worden, der Schlüsselfigur der extremen Rechten in
dieser Zeit. 1925 geboren konnte Burger auf eine bemerkenswerte Laufbahn
zurückblicken: Der begeisterte Burschenschafter gründete 1953 den Ring
Freiheitlicher Studenten, studierte Rechtswissenschaften und brachte es zum
Universitätsassistenten in Innsbruck. In den 1960er Jahren war Burger tief in
den Südtirolterrorismus verstrickt. Von ihm rekrutierte junge Attentäter gingen
1961 auf den sogenannten „Kinderkreuzzug“, um den Terror nach Italien zu
tragen. Dafür wurde er in Italien in Abwesenheit zu 28 Jahren Haft verurteilt.
Burgers politischer Karriere tat dies keinen Abbruch: 1963 aus der FPÖ
ausgetreten, etablierte er die NDP, deren Programm im Wesentlichen mit dem
Zielen der NSDAP übereinstimmte, wie der Verfassungsgerichtshof später
feststellte.
Bis zur behördlichen Auflösung
1988 war die NDP ein zentrales Sammelbecken der Rechten: Gerd Honsik, Gottfried
Küssel oder Walter Ochensberger – sie alle waren irgendwann einmal mit Burger
verbunden. Rund um die NDP existierte überhaupt ein Netzwerk an rechtsextremen Kleingruppen.
Dazu zählten neben der bereits erwähnten ANR die „Kameradschaft Babenberg“, die
„Nationale Front“, die „Nationalistische Front“, die „Arbeitsgemeinschaft für
demokratische Politik“ mit ihrer „Wehrsportgruppe Trenck“ und der „Nationalistische
Bund Nordland“.
„Größte
Wehrsportgruppe Österreichs“ – die „Babenberger“
Wenige Monate vor dem
Oktoberfestattentat sorgt ein ähnlicher Verband wie die WSG-Hoffmann in
Österreich für Schlagzeilen, der Verein „Kameradschaft Babenberg“. Es handeltet
sich um eine Gruppe junger Neonazis, die sich seit 1979 rund um den abgelegenen
Lindenhof bei Rapottenstein hartem Drill unterzog: Karate, Schießen,
Konditionssport sowie militärische Geländeübungen. Zu diesem Zweck war der Hof mit einer "militärischen Hindernisbahn", einem Schlafsaal für 60 Personen, einer Sporthalle und "diversen Wehrsportanlagen" ausgestattet worden. Gegründet hatte die
„Kameradschaft Babenberg“ 1969 der wegen Wiederbetätigung verurteilte Ex-Wehrmachtoffizier Arthur Maichanitsch – als Teilorganisation des ÖKB. Der
weltweit gesuchte NS-Kriegsverbrecher Alois Brunner erteilte von seinem
Fluchtort Damaskus aus Ratschläge – so schrieb er 1969 an Maichanitsch:
„Vor allem ihre jungen Menschen nicht nur gegen Ungeist und Unrat demonstrieren
lassen, sondern vielmehr auf weitere Fortbildung raten, damit sie dann für die
nachkommenden Babenberger viel tun können.“
Nach dem Ausschluss aus dem ÖKB
(1974) ging die „Kameradschaft Babenberg“ eigene Wege und entwickelte wie die
WSG paramilitärische Strukturen. Regelmäßig wurden Übungen abgehalten, die man als „knallharte Freizeitbeschäftigung“
bezeichnete. Am 12. Juni 1974
standen „Weltanschauliche Tischgespräche“ mit dem pensionierten
Universitätsprofessor Taras Borodajkewycz auf dem Programm – rund um dessen
antisemitischen Äußerungen hatte sich neun Jahre zuvor eine „Affäre“ entzündet,
die in Folge zu einer Demonstration mit dem ersten politischen Todesopfer der
Zweiten Republik führte.
Nach Paragraph 2 der Satzung erstrebten die "Babenberger" "die Förderung des traditionellen Vaterlands- und Heimatgedankens, des bodenständigen Volkstums, der ununterbrochenen österreichischen Soldatentradition und damit des Gedankens der Landesverteidigung und der Wehrbereitschaft." Was hinter den Kulissen am Lindenhof geschah, schilderte Mitte der 1980er Jahre ein damals 18jähriger Schüler so: "Am Morgen war eine Flaggenparade. Es wurde die rotweißrote Fahne gehisst. [...] Nach der Körperreinigung und dem Frühstück versammelten wir uns rottenweise und exerzierten die einzelnen Stationen durch. Bei dem Pfingstlager wurden auch Schusswaffen verwendet, und zwar Kleinkalibergewehre der Marke Erma. Es wurde auf Scheiben geschossen."
Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands fasste die „Charakteristik“ der „Babenberger“ 1979 so zusammen: „Die ‚Babenberger-Kraftfahrstaffel‘ ist als ‚Verein der Schwimm- und Kübelwagenfahrer‘ vereinspolizeilich gemeldet. In den Gießhübler-Steinbrüchen wird exerziert. Heldenfeiern am Leopoldsberg. In ihrem Mitteilungsblatt laufend Attacken gegen österreichische Widerstandskämpfer und Amnesty International. Diverse Slogans und Anzeigen: ‚Stimmt die Proportion der Schuld noch? Katyn? Kriegsschuld? Auschwitz? Stalingrad? Sagt uns die Wahrheit über Adolf Hitler‘, ‚Nicht vergessen: Unsere Väter waren keinen Verbrecher – sondern Helden!‘“
"Die Küche war an keinem Abend zusammengeräumt"
Als Anfang April 1980 in der Vereins-Zeitschrift „Der Babenberger“ unter der Überschrift „Der Staatsvertrag ist ein Diktat“ großdeutsche Ideen propagiert wurden, leitete das Innenministerium die Auflösung ein. Doch wie „profil“ 1980 berichtete, gingen die Übungen im Waldviertel weiter: „Jedes Wochenende raffen sich Wiener Freizeitfaschisten zu ‚wehrsportlicher Ausbildung und Schulung‘ auf, robben durch Schlamm und Dreck und nehmen auch mal Bolschewisten aus Pappe mit Kleinkaliber unter Beschuss. […] Österreichs Staatschützer in Zivil haben die emsigen Hoffmann-Jünger im Aug, bleiben aber auf distanziertem Beobachterposten. Die biederen Waldviertler finden kein arg, an dem ‚eh si friedlichen‘ Nazimilitärlager und stauen allenthalben darüber dass der ‚Lindenhof‘ recht oft Besucher aus der Bundesrepublik hat.“ Ein „Pfingstlager“ im Lindenhof 1983 verlief dennoch nicht zur Zufriedenheit von Gottfried Küssel, der Anfang der 1980er Jahre der „quasi militärische Ausbildner“ der ANR war. In seiner „Lagerbeurteilung“ hieß es: „Gesamt gesehen muss auf das Schärfste der Stab gerügt werden, da die Küche an keinem Abend zusammengeräumt war und einen chaotischen Eindruck machte. Auch die äußere Form der Stabsgruppe ließ sehr zu wünschen über (Alkoholismus am Abend).“
Nach Paragraph 2 der Satzung erstrebten die "Babenberger" "die Förderung des traditionellen Vaterlands- und Heimatgedankens, des bodenständigen Volkstums, der ununterbrochenen österreichischen Soldatentradition und damit des Gedankens der Landesverteidigung und der Wehrbereitschaft." Was hinter den Kulissen am Lindenhof geschah, schilderte Mitte der 1980er Jahre ein damals 18jähriger Schüler so: "Am Morgen war eine Flaggenparade. Es wurde die rotweißrote Fahne gehisst. [...] Nach der Körperreinigung und dem Frühstück versammelten wir uns rottenweise und exerzierten die einzelnen Stationen durch. Bei dem Pfingstlager wurden auch Schusswaffen verwendet, und zwar Kleinkalibergewehre der Marke Erma. Es wurde auf Scheiben geschossen."
Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands fasste die „Charakteristik“ der „Babenberger“ 1979 so zusammen: „Die ‚Babenberger-Kraftfahrstaffel‘ ist als ‚Verein der Schwimm- und Kübelwagenfahrer‘ vereinspolizeilich gemeldet. In den Gießhübler-Steinbrüchen wird exerziert. Heldenfeiern am Leopoldsberg. In ihrem Mitteilungsblatt laufend Attacken gegen österreichische Widerstandskämpfer und Amnesty International. Diverse Slogans und Anzeigen: ‚Stimmt die Proportion der Schuld noch? Katyn? Kriegsschuld? Auschwitz? Stalingrad? Sagt uns die Wahrheit über Adolf Hitler‘, ‚Nicht vergessen: Unsere Väter waren keinen Verbrecher – sondern Helden!‘“
"Die Küche war an keinem Abend zusammengeräumt"
Als Anfang April 1980 in der Vereins-Zeitschrift „Der Babenberger“ unter der Überschrift „Der Staatsvertrag ist ein Diktat“ großdeutsche Ideen propagiert wurden, leitete das Innenministerium die Auflösung ein. Doch wie „profil“ 1980 berichtete, gingen die Übungen im Waldviertel weiter: „Jedes Wochenende raffen sich Wiener Freizeitfaschisten zu ‚wehrsportlicher Ausbildung und Schulung‘ auf, robben durch Schlamm und Dreck und nehmen auch mal Bolschewisten aus Pappe mit Kleinkaliber unter Beschuss. […] Österreichs Staatschützer in Zivil haben die emsigen Hoffmann-Jünger im Aug, bleiben aber auf distanziertem Beobachterposten. Die biederen Waldviertler finden kein arg, an dem ‚eh si friedlichen‘ Nazimilitärlager und stauen allenthalben darüber dass der ‚Lindenhof‘ recht oft Besucher aus der Bundesrepublik hat.“ Ein „Pfingstlager“ im Lindenhof 1983 verlief dennoch nicht zur Zufriedenheit von Gottfried Küssel, der Anfang der 1980er Jahre der „quasi militärische Ausbildner“ der ANR war. In seiner „Lagerbeurteilung“ hieß es: „Gesamt gesehen muss auf das Schärfste der Stab gerügt werden, da die Küche an keinem Abend zusammengeräumt war und einen chaotischen Eindruck machte. Auch die äußere Form der Stabsgruppe ließ sehr zu wünschen über (Alkoholismus am Abend).“
„Wachsames
Auge“
Unmittelbar nach dem
Oktoberfestattentat wurde seitens des Innenministeriums „jenen Kreisen erhöhte
Aufmerksamkeit zugewendet“, wo man Kontakte zur WSG Hoffmann vermutete. „Zum
Einschreiten gab es jedoch keinen Anlass“, berichtete der damalige
Innenminister Erwin Lanc am 30. September 1980, vier Tage nach dem Attentat. Vorwürfe
auf dem rechten oder auf dem linken Auge blind zu sein, wies Lanc zurück. Die
rechtsextremen Gruppen in Österreich habe man unter Kontrolle: „Soweit sie im
Rahmen eines demokratischen Rechtsstaats erfassbar sind, werden sie auch
erfasst.“ So sei den Behörden seit längerem bekannt gewesen, dass die WSG
Hoffmann über Österreich Transporte von ausrangierten Bundeswehrfahrzeugen
(Jeeps und Motorräder) in den Nahen Osten vornahm – und diese vorzugsweise an
die Palästinensische Befreiungsfront (PLO) im Libanon verkaufte. Man lasse hier
„ein wachsames Auge obwalten“, meinte Lanc. Einen Tag nach dem
Oktoberfestattentat war ein solcher Konvoi von drei Unimog-LKWs und drei VW-Kübelwagen um 13.50 Uhr an der bayrisch-österreichischen Grenze bei Schwarzbach gestoppt und zurückgeschickt worden. Vier WSG-Leute versuchten es am 1. Oktober 1980 mit drei Unimogs und drei VW-Kübelwagen erneut an derselben Stelle, ohne Erfolg. Zwischenzeitlich waren 16 WSG-Leute festgenommen und schnell wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Man hatte ihnen nichts nachweisen können.
Hoffmanns Helfer in
Österreich
Im Verfassungsschutzbericht
von 1980 hielt das deutsche Bundesinnenministerium fest: „Mitglieder des 1979
gegründeten österreichischen ‚Nationalistischen Bundes Nordland‘ [NBN] unterhielten
Verbindungen zur Wehrsportgruppe Hoffmann bis zu deren Verbot. Das NBN-Organ ‚Der
Stoßtrupp‘ verbreitet nationalsozialistisches Gedankengut. Wiederholt fuhren deutsche Rechtsextremisten im Berichtsjahr zu Gesinnungsgenossen nach Österreich. So fanden 'Führergedenkfeiern' in Braunau und ein 'Wiking-Jugend-Lager' in Kärnten statt. An der deutsch-österreichischen Grenze wurden wiederholt deutsche Rechtsextremisten zurückgewiesen.“ Der NBN war 1979
entstanden. Seine Mitglieder traten in SS-ähnlichen Uniformen auf und hielten
Wehrsportlager ab. Viele stammten ursprünglich aus der ANR, die ihnen nun aber
zu gemäßigt war. Ein Mitglied der NBN, Attila Bajtsy, war nachweislich auf
Schloss Emreuth bei WSG-Chef Karl-Heinz Hoffmann zu Gast und nahm an Übungen
teil. Publizistische Unterstützung
wiederum kam von der Neonazi-Postille „Sieg“ des NDP-Aktiven Walter
Ochensberger. Diese widmete sich nicht nur 1979 dem Thema „Frauen in der WSG“,
sondern beklagte nach dem Verbot der Wehrsportgruppe den „Justizterror in der
BRD“.
Was die weiteren Kontakte der WSG Hoffmann nach Österreich angeht, so wurde der eingangs erwähnte „Freundeskreis zur Förderung der WSG“ von einem Salzburger Spengler und NDP-Mann geleitet – mit dem erklärten Zweck, „die materiellen Voraussetzungen zur Erhaltung und Ausbreitung der WSG zu organisieren“. Mit dabei war ein ÖVP-Kommunalpolitiker, der Hoffmann 1975 bei einem Schwimmwagen-Treffen am Mondsee kennengelernt hatte (nach dem Verbot der WSG Hoffmann distanzierte er sich: „Für mich ist das seit Jahren abgeschlossen“). 1983 wurde dann in Graz ein Neonaziring ausgehoben, der Anschläge gegen Gedenkstätten ausgeführt hatte. Einer der Festgenommen war deutscher Staatsbürger mit Verbindungen zur WSG Hoffmann.
Was die weiteren Kontakte der WSG Hoffmann nach Österreich angeht, so wurde der eingangs erwähnte „Freundeskreis zur Förderung der WSG“ von einem Salzburger Spengler und NDP-Mann geleitet – mit dem erklärten Zweck, „die materiellen Voraussetzungen zur Erhaltung und Ausbreitung der WSG zu organisieren“. Mit dabei war ein ÖVP-Kommunalpolitiker, der Hoffmann 1975 bei einem Schwimmwagen-Treffen am Mondsee kennengelernt hatte (nach dem Verbot der WSG Hoffmann distanzierte er sich: „Für mich ist das seit Jahren abgeschlossen“). 1983 wurde dann in Graz ein Neonaziring ausgehoben, der Anschläge gegen Gedenkstätten ausgeführt hatte. Einer der Festgenommen war deutscher Staatsbürger mit Verbindungen zur WSG Hoffmann.
„Werk eines
Wahnsinnigen“
Die Staatspolizei hatte sich nach
dem Oktoberfestanschlag gelassen gegeben: „Das Attentat in München war doch das
Werk eines offenbar Wahnsinnigen. Und so weit sind wir hier zum Glück noch
nicht.“ Nur wenige Monate später, ab Ende September 1981, erschütterten rechtsterroristische
Bomben ein ganzes Jahr lang Österreich: Die Sprengkörper explodierten unter
anderem vor den Wohnungen von Simon Wiesenthal, Oberrabbiner Akiba Eisenberg
und ORF-Journalist Alexander Giese. Opfer gab es wie durch ein Wunder keine,
der Sachschaden war beträchtlich. Als Bombenleger vor Gericht gestellt
wurde der deutsche Neonazi Ekkehard Weil, der über zahlreiche Helfer in der NDP
und von anderen Gruppen verfügt hatte - dazu zählte auch der NBN-Mann Bajtsy. Maichanitsch wiederum war der erste Quartiergeber von Weil, nachdem dieser nach Österreich geflüchtet war.
Nach den behördlichen Verboten
von NDP und ANR traten Gruppierungen wie die "Volkstreue außerparlamentarische Opposition"(VAPO) von Küssel und die
„Kameradschaft Langenlois“ von Hans Jörg Schimanek an deren Stelle. Diese
Strukturen wurden Anfang der 1990er Jahre zerschlagen. Ab 1993 kam es
„Briefbombenterror“ und dem Anschlag von Oberwart, ehe 1997 Franz Fuchs
verhaftet werden konnte. Heute sendet die Szene deutliche
Lebenszeichen aus: Zuletzt wurde 2013 in Oberösterreich ein kriminelles
Netzwerk mit teils rechtsextremem Hintergrund zerschlagen („Objekt 21“).
Beklemmender Befund eines deutschen Undercover-Journalisten, der auch die
Neonazi-Szene in Österreich recherchierte: „Die Nazi-Szene boomt!“