Am 22.
April 1979 detonierte um 21.58 Uhr eine Bombe im Lichthof der Synagoge in der
Wiener Seitenstettengasse Nr. 2. Die Täter waren offenbar erst nach 21 Uhr
ungehindert in den Innenhof gelangt, weil das zu diesem Zeitpunkt verschlossene
Haustor immer wieder von weggehenden Gläubigen geöffnet wurde. Die Bombe, ein halbes Kilogramm
Plastiksprengstoff, war unter zwei Holzregalen versteckt gewesen, die von einem
Mieter im Zuge eines Umzugs an einem Pfeiler der Arkaden des Innenhofs
abgestellt worden waren. Die Explosion
hatte unmittelbar rechts neben der tragenden Säule ein „ca. 40 x 40 cm großes
und 10 cm tiefes Loch“ in den mit Klinkasteinen ausgelegten Boden gerissen,
stellten die Ermittler fest: „Durch die freigewordene Druckwelle wurden im
Inneren des Hofes aufbewahrte Holzplatten zersplittert, der Türstock im Keller
des Nebenhauses aus der Verankerung gerissen und ein Teil des Haustores durch
die Wucht der Druckwelle abgerissen und in die Seitenstettengasse geschleudert.
Eine große Anzahl der Fensterscheiben des Lichthofes und bei den
gegenüberliegenden Häusern sind ebenfalls beschädigt.“ Einem Reporter der Kronen Zeitung erzählte
eine Bewohnerin des betroffenen Hauses: „Ich lag schon im Bett, plötzlich gab
es einen gewaltigen Knall und eine Erschütterung wie bei einem Erdbeben. Unsere
Wohnungstür ging in Trümmer, Mauerbrocken flogen durch die Luft.“ Etwa 80 orthodoxe Juden hatten kurz vor der
Explosion das Bethaus im ersten Stock verlassen. „Wie durch ein Wunder und
diesmal ist diese Redewendung wirklich keine Phrase, gab es keinen einzigen
Verletzten“, so der Kurier mit dem mahnenden Nachsatz: „Aber zwei Frauen und
zwei Babys, knapp vier Monate alt, entgingen nur um Haaresbreite dem Tod.“ Die Zerstörungen erinnerten laut
Arbeiterzeitung an die Schrecken der „Reichskristallnacht“.
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Anschlagsziel: Stadttempel in der Seitenstettengasse (re.), Foto: Autor |
Am
Tatort konnten keine Sprengstoffrückstände nachgewiesen werden, konstatierte
der Sachverständige des Innenministeriums, Oberst Alois Massak, in seinem
Gutachten: „Trotz starker Beschmauchung an den Metall- und reichlich
asservierten Holzteilen sowie Sandstein- und Betonteilen vom unmittelbaren
Bereich des Explosionskraters konnten von der Kriminaltechnischen Zentralstelle
auf chemischem Wege keine Spuren des verwendeten Sprengstoffes nachgewiesen
werden. Hieraus könnte allenfalls darauf geschlossen werden, daß ein
hochbrisanter Sprengstoff, wie etwa Hexogen oder Nitropenta verwendet wurde,
der sich nahezu restlos chemisch umsetzt.“ Die Sprengladung war mittels einer
Damenarmbanduhr Schweizer Fabrikats als Zeitschalter sowie einem elektrischen
sprengkräftigen Zünder, für den eine VARTA-Monozelle die notwendige Energie zur
Aktivierung lieferte, ausgelöst worden.
Bei den Tätern musste es sich um „Profis“ handeln, „die einiges davon
verstehen“, meinte der Sachverständige gegenüber dem Kurier. Die Bombe sei jedenfalls so dosiert gewesen,
„dass sie das Haus zwar nicht zerstören hätte können, auf jeden Fall aber
großen Sachschaden anrichten musste“, so Massak. Nur 20 Minuten nach dem
Anschlag bekannte sich ein Anrufer im Wiener Büro der Nachrichtenagentur Agence
France Press im Namen der „Adler der palästinensischen Revolution“ zur Tat.
Drei Tage später, am 25. April 1979, gab diese Organisation über eine
libysche Nachrichtenagentur folgende Erklärung ab: „In Ausführung unseres
Beschlusses, die Institutionen der zionistischen Bewegung und des Imperialismus
anzugreifen, hat eine unserer Einheiten das Hauptquartier der zionistischen
Vereinigung in Wien zerstört. Die Operation gelang, die Einheit kehrte sicher
zurück.“
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Der Eingang zur Synagoge heute (Foto: Autor) |
Ungeachtet
dessen konzentrierte die Staatspolizei ihre Ermittlungen zunächst auf zwei
mögliche Tätergruppen: In Wien ansässige palästinensische Studenten und amtsbekannte
Rechtsextremisten. Die Araber wurden als mögliche Sympathisantengruppe
eingestuft, die den aus dem Ausland eingereisten Tätern Hinweise geliefert und
Quartier gegeben hatte. Überprüft wurden laut einem Bericht der Presse vor
allem Studenten, „die Verbindungen zu extremen arabischen Kreisen in ihrer
Heimat unterhalten haben und Araber, die in den vergangenen Tagen nach
Österreich eingereist sind“. Die
Erhebungen in rechtsextremistischen Kreisen brachten nur zutage, dass einige
Neonazis in der Nacht vom 21. auf den 22. April 1979 eine feuchtfröhliche
Grillparty „anlässlich des Geburtstages von Adolf HITLER“ im
niederösterreichischen Staasdorf gefeiert hatten. Andere namhafte Vertreter hielten sich zum
fraglichen Zeitpunkt im Haus des Gründers der Nationaldemokratischen Partei
(NDP), Norbert Burger , in Kirchberg am Wechsel auf, wo im Gasthaus „Zur
1000-jährigen Linde“ eine Feier zu dessen Ehren stattfand. Außerdem hatte die Aktion Neue Rechte (ANR),
eine besonders militante Kleingruppe, eine Demonstration in Braunau am Inn
abgehalten – deren Anführer, Bruno Haas, versicherte, es habe „keiner der ihm
bekannten ANR-Leute die Befähigung, mit Sprengstoff fachmännisch umzugehen“. Am
26. April 1979 fasste die Staatsanwaltschaft Wien zusammen: Die bei „den als
Aktivisten, insb. der ANR, bekannten Personen des rechtsradikalen Lagers
durchgeführten Alibiüberprüfungen“ seien erfolglos verlaufen – „deren
Täterschaft ist nicht erweislich“.
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Meldung in der Arbeiterzeitung, 29. April 1979 (Quelle: www.arbeiter-zeitung.at) |
Fünf
Tage nach der Bombenexplosion gab es die erste „heiße“ Spur: In einem Mietauto
der Firma „Inter Rent Austria“ aus Linz kommend unterwegs, wurden der 31jährige
Sejaan Salim und der 33jährige Mohamed Hamade am bayerisch-österreichischen
Grenzübergang Passau-Achleiten aufgehalten.
Die bayerischen Zöllner hatten angeblich aufgrund eines gefälschten
Passes Verdacht geschöpft – oder weil sie, wie der Spiegel berichtete, von
einem „Tippgeber“ vorgewarnt worden waren.
Wie auch immer, die Beamten wurden rasch fündig: In fünf Gepäckstücken
fanden sich 25 Haftladungen zu insgesamt 15 kg Sprengstoff mit der chemischen
Bezeichnung Trimethylentrinitramin (Hexogen, RDX), 25 kg
Hexogen-Nitropenta-Sprengstoff, acht elektrische Zünder, acht Zeitschaltuhren,
4 elektrische Zeitschalter sowie 11 Reisepässe und vier internationale
Führerscheine. Die gefälschten Ausweise
mauretanischer, argentinischer, zypriotischer und libanesischer Herkunft waren
im Plastikgehäuse eines Kofferradios eingeschweißt.
Viele
Indizien sprachen dafür, dass die festgenommenen Araber zuvor das Attentat in
Wien verübt hatten – die Ermittlungen ergaben, dass beide Mitte April 1979 aus
dem Nahen Osten nach Italien gereist waren. Von 17. bis 23. April waren sie im
Hotel „Colombia“ in Mailand eingemietet. Hamade machte sich jedoch schon am 20.
April mit der Eisenbahn nach Wien auf, wo er einen Tag später eintraf und im
Hotel „Kongress“ (Wiedner Gürtel Nr. 34) übernachtete. Auch Sejaan flog zunächst
am 18. April 1979 von Mailand aus nach Jugoslawien – „spätestens“ am 23. April
kam er ebenfalls nach Wien, wo er zunächst ein Zimmer im „Hilton“ am Stadtpark
und einen Tag später eines im Hotel „Südbahn“ (Weyringerstraße Nr. 25) bezog. Dort war er nur zwei Gassen von Hamades
Unterkunft entfernt. Allerdings
gestalteten sich die Ermittlungen diesbezüglich schwierig: Die Presse
berichtete, dass sich Hamade und Sejaan mit „vermutlich falschen Namen in das
Gästebuch des Hotels eingetragen hatten. Denn niemand hatte – wie es eigentlich
sein sollte – nach den Pässen verlangt. […] Lakonisch ist der Kommentar der
österreichischen Sicherheitsbehörden: ‚Da sieht man, wie lax bei uns an den
Grenzen kontrolliert wird – im Gegensatz zu den Deutschen. Bei uns hätte man
die sicher nie geschnappt.“
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Hotel Kongress, Wien (Foto: Autor) |
Wie die
2. große Strafkammer bei Landgericht Passau später im Urteil gegen Hamade und
Sejaan zusammenfasste, hatten die beiden „spätestens in Wien“ Sprengstoff,
Zünder und Zeitschalter „auf nicht mehr zu klärende Art und Weise“ erhalten. Am
25. April 1979 fuhren beide Palästinenser mit der Bahn von Wien nach Linz, wo
sie im Hotel „Drei Mohren“ (Promenade Nr. 17) nächtigten. Schon von Wien aus
hatte Sejaan bei der Firma „Inter-Rent Austria“ für drei Tage einen PKW
gemietet, der ihnen bei der Ankunft vom Linzer Büro der Leihwagenfirma
übergeben wurde. Am Vormittag des 26. April 1979 brachen Hamade und Sejaan dann
mit dem Fahrzeug von Linz Richtung Passau auf. Um 11 Uhr vormittags erreichten
sie den Grenzübergang Passau-Achleiten – „hier wurden die beiden Angeklagten
[…] noch vor dem Überschreiten der deutsch-österreichischen Staatsgrenze
vorläufig festgenommen“.
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Ehemaliges Hotel "Drei Mohren", Linz (Foto: Autor) |
In einer
Vernehmung in deutscher Haft wurde Hamade auf den Anschlag in Wien angesprochen
und äußerte sich dazu folgendermaßen: „Davon weiß ich nichts, ich habe keine
Zeitung gelesen. Ich kann auch kein deutsch lesen.“ Als der vernehmende Beamte
daraufhin einwandte, dass er Hamade in diesem Punkt keinen Glauben schenke,
erwiderte dieser: „Als Mitglied des ‚Schwarzen September’ macht mir so ein Anschlag keine Ehre.
Anschläge dieser Art befürworte ich nicht. […] Ich weiß, daß ich nichts mit der
Sache zu tun habe.“ Ein anderes Mal war
Hamade auskunftsfreudiger: Er bestätigte, am 21. April 1979 um ca. 9.45 Uhr aus
Mailand mit der Bahn in Wien angekommen zu sein und dort im Hotel „Kongress“
Quartier bezogen zu haben. Am Abend des Anschlags habe er eine in der Nähe
gelegene Gaststätte besucht sowie gegen 19 Uhr einen „Night Club“. Dort sei er
dann bis ca. 3.30 Uhr geblieben. Drei Flaschen Sekt habe er konsumiert und die
Zeche habe „800.- Dollar und 2000.- Schillinge“ betragen – die beiden
anwesenden Damen hätten ihn unter dem Namen „George der Grieche“ gekannt und
extra für ihn eine Kassette mit griechischer Musik abgespielt. Den Einwand des
Vernehmers, dass diese Angaben „kein stichhaltiges Alibi“ enthalten würden,
quittierte Hamade folgendermaßen: „Ich kann nichts anderes angeben, ich habe
mit dieser Sache nichts zu tun.“ Sejaan
wiederum gab an, „entweder am 22. oder am 23.4.1979“ spätnachmittags in Wien
eingetroffen zu sein. Er behauptete, Hamade erst am
Bahnhof Linz kennengelernt zu haben und zwar „als griechischen Zyprioten, der
sich mir gegenüber lediglich mit dem Namen George vorstellte“. Er habe den Mann
loswerden wollen, „weil er mir nicht so gut gefiel. George schien mir
unsympathisch und mich störte sein Mundgeruch“. Aber weil er ihm schon eine
Mitfahrgelegenheit zugesagt hatte, nahm er ihn anderntags im Leihwagen nach
Passau mit.
Was den
Sprengstofftransport in die BRD anging, so gab sich Hamade im Verhör als
Mitglied des Nachrichtendienstes der Fatah , Jihaz al-Rasd , zu erkennen. Er versicherte bei seiner „Ehre als Offizier,
daß der von mir mitgeführte Sprengstoff nicht für einen Anschlag in der
Bundesrepublik Deutschland bestimmt war“.
In einer Vernehmung schilderte er die Hintergründe des Transports und
nannte den Leiter des Jihaz al-Rasd, Abu Iyad , als Auftraggeber: „Ich hatte
von einer höheren Stelle, deren Namen ich nicht nenne, es aber klar unter
Arafat , den Auftrag, den Sprengstoff von Beirut nach Hamburg zu bringen. Der
Auftrag selbst kam aber nicht von Arafat. Der Auftrag kam von Abou Iyad
(militärischer Name). Der bürgerliche Name von Iyad ist Salah Khalaf. Da ich
einen cyprischen Paß besitze und gut griechisch spreche, hätte ich in Hamburg
mit dem Sprengstoff auf ein israelisches Schiff warten sollen. Dort hätte ich
versuchen sollen, mit irgendeinem israelischen Schiff als Passagier nach Israel
einzureisen. In Israel sollte ich ein Hotel besetzen und Geiseln nehmen und 300
palästinensische Gefangene befreien. Die Befreiungsverhandlungen hätten über
die amerikanische, engl.[ische] und dänische Botschaft in Tel Aviv laufen
sollen. Es war so vorgesehen, daß die Gefangenen in irgendein arabisches Land,
außer Ägypten, höchstwahrscheinlich Libyen, geflogen werden sollten. Die
Botschafter der drei genannten Botschaften hätten als Geiseln mitfliegen
sollen.“
In einem
weiteren Verhör wünschte sich Hamade die Anwesenheit des Leiters der
Informationsstelle Palästina, Abdallah Frangi , weil dieser „der für ihn
zuständige Botschafter“ sei. Sollte Frangi nicht kommen, „wisse er, wie er
(Hamade) sich zu verhalten habe“. Gleich im Anschluss behauptete Hamade: „Ich
gehöre einer Gruppe an, die die Bezeichnung ‚Das besetzte Gebiet‘ trägt. Diese
Gruppe und überhaupt die gesamte PLO hat sich vertraglich über Al Franghia
[Schreibweise variiert] verpflichtet, in Deutschland keine Anschläge zu
verüben. Unsere Aktionen finden ausschließlich in Israel statt. In diesem
Zusammenhang wiederhole ich ausdrücklich, daß der Sprengstoff, den ich
versuchte, in Deutschland einzuführen, für eine Aktion in Israel bestimmt
war.“ Die Vernehmungsbeamten prüften die
Angaben und kamen zur Ansicht, dass Hamades Angaben zum Großteil
Schutzbehauptungen waren – wahrscheinlicher schien, dass in Wirklichkeit ein
Anschlag auf den israelischen Tanker „Palmah II“ geplant gewesen war, der zum
fraglichen Zeitpunkt in Hamburg erwartet wurde.
Sejaan
hingegen blieb bei der Version, in Ausübung seines Berufs als Kaufmann
unterwegs gewesen zu sein: „Er habe nichts davon gewußt, daß Hamade, den er
erst am Bahnhof in Linz zufällig kennengerlernt habe, Sprengstoffe und sonstige
Zubehörteile in seinem Gepäck mitgeführt und diese dann bei der Abfahrt von
Linz in seinem, Sejaans, Fahrzeug verstaut habe.“ Hamade deckte seinen
Kameraden – ein Mann namens „Atef“ habe ihn diesbezüglich auf Sejaan
„angesetzt“ – er habe dann dessen Gutgläubigkeit für den Sprengstofftransport
ausgenutzt, während dieser bis zur Festnahme nichts von der Fracht wusste.
Ende
Juli 1979 sollten Hamade und Sejaan in Passau wegen Sprengstoffbesitzes zu
Freiheitsstrafen von jeweils zweieinhalb Jahren verurteilt werden. Nach
Drohungen gegen deutsche Einrichtungen im Libanon wurden sie bereits am 18.
November 1979 nach Damaskus angeschoben. Die Aufklärung des Wiener
Synagogenanschlags verlief dadurch völlig im Sande: In einem Schreiben vom 5.
Oktober 1979 listete die Staatsanwaltschaft noch einmal die wesentlichen
Verdachtsmomente gegen Hamade und Sejaan in dieser Causa auf: Da sich die
beiden „zum Zeitpunkt des Sprengstoffanschlages im Gebäude Wien 1.,
Seitenstettengasse 2, nachweislich in Wien aufhielten, der bei diesem Anschlag
verwendete Sprengstoff Eigenschaften aufwies, die auch auf die bei den Genannten
sichergestellten Sprengstoffe zutreffen (hochbrisante Explosivität, die eine
chemisch rückstandsfreie Detonation bewirkt […], die in der Seitenstettengasse
angewendete Zündmethode den bei Hamade und Sejaan sichergestellten
Zündutensilien entspricht und schließlich am Tage vor dem in Rede stehenden
Sprengstoffanschlag von der Auskunftsperson [Name] drei Männer vermutlich
arabischer Abstammung beobachtet wurden, die sich unter Benützung eines PKWs
mit französischem Kennzeichen (Sejaan verfügte bei seiner Festnahme über einen
französischen Reisepaß) in der näheren Umgebung des Tatorts […] in verdächtiger
Weise aufhielten, besteht hinreichender Anlaß, auf die bestmögliche Aufklärung
der erwähnten Verdachtsmomente hinzuwirken, insbesondere auf dem Rechtshilfeweg
eine eingehende Vernehmung der derzeit in München inhaftierten Tatverdächtigen
zu dem verfahrensgegenständlichen Sprengstoffanschlag zu veranlassen“.
Ein
solches Verhör kam jedoch nie zustande, weil die beiden Palästinenser in der
Zwischenzeit nach Beirut abgeschoben worden waren. In Wien war man darüber
nicht unglücklich. Ein Sektionschef hielt fest: „Wir können – aus der Sicht
(auch) der österr. Sicherheitslage – froh sein, dass uns die deutschen Behörden
nicht die Auslieferung angeboten, sondern die Beschuldigten nach Damaskus
abgeschoben haben. Wir sollten daher dieses Vorgehen nicht zum Anlass
irgendwelcher Vorstellungen nehmen.“ Da
wegen der Abschiebung eine Vernehmung „im Rechtshilfeweg nicht mehr möglich gewesen“
sei, stellte die Staatsanwaltschaft Wien im April 1980 Anträge beim
Landesgericht Wien, Hamade und Sejaan im Inland zur Aufenthaltsermittlung
auszuschreiben bzw. das Verfahren bis zu deren Ausforschung abzubrechen.