Österreich
bemühte 1988 sich um Sicherheitskooperation mit der DDR
Am
21. April 1988 wandte sich der Botschafter der DDR in Österreich, Karl Wolf,
brieflich an DDR-Innenminister Friedrich Dickel: „Der Bundesminister für
Inneres der Republik Österreich, Karl Blecha, äußerte mir gegenüber den Wunsch,
mit Ihnen in Kontakt zu treten und auch mit der DDR eine Zusammenarbeit in
seinem und Ihrem Verantwortungsbereich zu entwickeln. In den letzten Jahren hat
Minister Blecha mehrere sozialistische Länder besucht bzw. seine dortigen
Amtskollegen in Wien empfangen. […] Es gibt eine durch Vereinbarungen geregelte
Zusammenarbeit der Innenministerien Österreichs, der CSSR und der UVR
[Ungarische Volksrepublik]. […] Ich empfehle deshalb, Minister Blecha zu einem
noch zu vereinbarenden Zeitpunkt offiziell für einen Besuch in der DDR
einzuladen. Für die Prüfung dieses Vorschlages und eine Mitteilung über Ihre
Entscheidung wäre ich sehr dankbar.“
Anschließend
informierte ein Vertreter des Innenministeriums das DDR-Außenministerium und
bat um „Prüfung und Meinungsäußerung“: „Es ist das erste Ersuchen dieser Art
eines kapitalistischen Landes. Eine gründliche und allseitige Prüfung der
Zweckmäßigkeit von Kontakten und einer evtl. Zusammenarbeit ist aus genereller
Sicht erforderlich, um entsprechende Entscheidungsvorschläge unterbreiten zu
können.“
Da
keine weiteren Dokumente vorliegen, lässt sich über die weitere Entwicklung nur
mutmaßen. Aufgrund des allmählichen Erosionsprozesses der DDR 1988/89 ist es
unwahrscheinlich, dass das hier noch zu konkreten Absprachen kam.
Nach
dem Anschlag auf dem Flughafen Wien-Schwechat (1985) hatte Österreich
zahlreiche bilaterale Sicherheitskooperationen beschlossen - darunter auch mit
Algerien, Jugoslawien, Syrien und Saudi-Arabien.
Quellenhinweis: BStU, MfS, Abt. X Nr. 110