Eine Serie zum Thema Terrorismus und Nachrichtendienste in Österreich - als Kapitel erschienen in: "Tage des Schreckens: Die OPEC-Geiselnahme und die Anfänge des modernen Terrorismus" (2015)
http://www.amazon.de/dp/B018NX2AHQ/ref=cm_sw_r_tw_dp_CbDZwb0Z92SRF
Mit dem Ende des Kalten Krieges (1989) änderte sich die strategische Bedeutung Österreichs: Ab diesem Zeitpunkt begann der radikale Islamismus die vorher dominanten säkularen terroristischen „Player“ abzulösen. Das geschah im Zuge des jugoslawischen Bürgerkriegs, als Wien zur Schaltstelle für illegale Waffenlieferungen nach Bosnien wurde. Dort kämpften zwischen 1991 und 1995 tausende Freiwillige aus arabischen Ländern und dem Iran auf Seiten der muslimisch-nationalistischen Regierung von Präsident Alija Izetbegović gegen Serben und Kroaten. Auch Osama Bin Ladens Al-Qaida stellte Kämpfer. Es war das wichtigste Operationsfeld des Jihad nach dem Kampf gegen die Rote Armee in Afghanistan in den 1980er Jahren. Laut westlichen Geheimdienstkreisen erfüllte die in Wien-Wieden angesiedelte Third World Relief Agency (TWRA) eine Schlüsselrolle, wenn es darum ging, die radikal-islamistischen Kräfte finanziell und logistisch zu unterstützen.
Die TWRA war 1987 von den sudanesischen Brüdern Fatih und Sukarno Hassanein gegründet worden. Bevor er nach Wien kam, fungierte Fatih Hassanein lange als Osteuropa-Beauftragter der Nationalislamischen Front (NIF). Diese Partei beherrscht seit Ende der 1980er Jahre den Sudan und hat diesen in einen islamischen Staat auf Basis der Scharia umgewandelt. Zwischen 1991 und 1996 beherbergte das NIF-Regime Bin Laden nachdem dieser Saudi-Arabien verlassen musste. Hassanein wurde im März 1992 in Österreich als sudanesischer Kulturattaché akkreditiert und mit einem Diplomatenpass ausgestattet, der ihm Schutz vor polizeilichen Ermittlungen einräumte. Seine Mission fasste der Sudanese so zusammen: „Bosnien muss schließlich ein muslimisches Bosnien werden, denn wenn dies nicht passiert, wäre der ganze Krieg umsonst gewesen, und wir hätten für nichts gekämpft.“ Noch 1992 stellte der bosnische Außenminister Haris Silajdzic eine Vollmacht für die TWRA aus, die die Eröffnung eines Kontos bei der GiroCredit ermöglichte, die mittlerweile in der Erste Bank aufgegangen ist. 1993 bestätigte Izetbegovic noch einmal schriftlich, dass die TWRA das Vertrauen seiner Regierung genieße.
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Mit dem Ende des Kalten Krieges (1989) änderte sich die strategische Bedeutung Österreichs: Ab diesem Zeitpunkt begann der radikale Islamismus die vorher dominanten säkularen terroristischen „Player“ abzulösen. Das geschah im Zuge des jugoslawischen Bürgerkriegs, als Wien zur Schaltstelle für illegale Waffenlieferungen nach Bosnien wurde. Dort kämpften zwischen 1991 und 1995 tausende Freiwillige aus arabischen Ländern und dem Iran auf Seiten der muslimisch-nationalistischen Regierung von Präsident Alija Izetbegović gegen Serben und Kroaten. Auch Osama Bin Ladens Al-Qaida stellte Kämpfer. Es war das wichtigste Operationsfeld des Jihad nach dem Kampf gegen die Rote Armee in Afghanistan in den 1980er Jahren. Laut westlichen Geheimdienstkreisen erfüllte die in Wien-Wieden angesiedelte Third World Relief Agency (TWRA) eine Schlüsselrolle, wenn es darum ging, die radikal-islamistischen Kräfte finanziell und logistisch zu unterstützen.
Die TWRA war 1987 von den sudanesischen Brüdern Fatih und Sukarno Hassanein gegründet worden. Bevor er nach Wien kam, fungierte Fatih Hassanein lange als Osteuropa-Beauftragter der Nationalislamischen Front (NIF). Diese Partei beherrscht seit Ende der 1980er Jahre den Sudan und hat diesen in einen islamischen Staat auf Basis der Scharia umgewandelt. Zwischen 1991 und 1996 beherbergte das NIF-Regime Bin Laden nachdem dieser Saudi-Arabien verlassen musste. Hassanein wurde im März 1992 in Österreich als sudanesischer Kulturattaché akkreditiert und mit einem Diplomatenpass ausgestattet, der ihm Schutz vor polizeilichen Ermittlungen einräumte. Seine Mission fasste der Sudanese so zusammen: „Bosnien muss schließlich ein muslimisches Bosnien werden, denn wenn dies nicht passiert, wäre der ganze Krieg umsonst gewesen, und wir hätten für nichts gekämpft.“ Noch 1992 stellte der bosnische Außenminister Haris Silajdzic eine Vollmacht für die TWRA aus, die die Eröffnung eines Kontos bei der GiroCredit ermöglichte, die mittlerweile in der Erste Bank aufgegangen ist. 1993 bestätigte Izetbegovic noch einmal schriftlich, dass die TWRA das Vertrauen seiner Regierung genieße.
Laut zahlreicher
Untersuchungen war die TWRA eine der wichtigsten Nachschubkanäle, nachdem die
UNO 1991 ein Waffenembargo für Jugoslawien verhängt hatte. Zwischen 1992 und
1995 sollen 350 Millionen US-Dollar nach Bosnien geflossen sein – wenigstens
die Hälfte der Summe wurde aufgewendet, um Waffen zu kaufen und zu schmuggeln.
Ursprünglich stammten die Finanzmittel aus dem Nahen und Mittleren Osten,
darunter Länder wie Iran, Türkei, Brunei, Malaysia und Pakistan. Eng waren die
Beziehungen auch zur Saudi High Commission for Relief of Bosnia and Herzegovina
(SHC), die zwischen 1992 und 2001 alleine 600 Millionen US-Dollar bereitstellte
– nominell für Hilfeleistungen und religiöse Zwecke. Der Beauftragte der Bank,
über die die TWRA-Transaktionen liefen, beschrieb Fatih Hassanein als
„Gepäckträger“ von Präsident Izetbegovic: „Wenn die bosniakische Regierung
sagte, sie benötige Mehl, rannte er und beschaffte Mehl, wenn sie sagte, sie
benötige Waffen, dann rannte er nach Waffen.“ In der Bank erinnerte man sich
auch an einen saudi-arabischen Diplomaten, der in zwei Koffern fünf Millionen
US-Dollar brachte.
Laut Aussagen eines
abtrünnigen Al-Qaida-Mitglieds sollen TWRA-Gelder auch Bin Ladens Truppe in
Bosnien direkt zugutegekommen sein. Die TWRA finanzierte die 107 Mann starke
Truppe bzw. half auf andere Art und Weise. Großzügige Unterstützung soll
darüber hinaus von der SHC gekommen sein. Zacarias Moussaoui, der wegen
Verwicklung in die Anschläge vom 11. September 2001 eine lebenslange Haftstrafe
verbüßt, gab Ende 2014 an, für Al-Qaida alle Spender in einer digitalen
Datenbank erfasst zu haben: In diesem Zusammenhang nannte er auch die TWRA.
Obgleich westliche
Dienste schon vor 9/11 einen guten Einblick in diese Machenschaften hatten, war
damals keine ausreichende Handhabe gegeben, um effektiv einzuschreiten. Deshalb
klingt in den Memoiren des damals zuständigen Antiterrorberaters im Weißen
Haus, Richard A. Clarke viel Frustration durch: „Den europäischen und amerikanischen
Geheimdiensten gelang es allmählich, die Finanzierung und Unterstützung der
Mudschaheddin bis zu Bin Laden im Sudan und zu Einrichtungen, die bereits von
den Mudschaheddin in Westeuropa selbst gegründet worden waren,
zurückzuverfolgen. Die Kontakte zu der Moschee im Finsbury Park in London, zu
dem islamischen Kulturzentrum in Mailand, zu der Third World Relief Agency mit
Sitz in Wien. Sie führten auch zu der Benevolence International Foundation in
Chicago und zu der International Islamic Relief Organization in Saudi-Arabien.
Diese ‚wohltätigen Organisationen’ beschafften Gelder, Arbeitsplätze, Ausweise,
Visa, Diensträume und andere Hilfsmittel für die internationale Brigade der
arabischen Kämpfer in und um Bosnien. Westliche Regierungen, auch die amerikanische,
fanden vor dem 11. September kein geeignetes juristisches Mittel, um gegen
diese Organisationen vorzugehen.“
1994 musste Fatih
Hassanein „wegen Missbrauchs der österreichischen Gastfreundschaft“ Österreich
verlassen. Am 5. September 1995 führten dann deutsche und österreichische
Ermittler eine Razzia im Wiener Hauptquartier durch und beschlagnahmten
zahlreiche Unterlagen. „Neben dem Waffenhandel wird die TWRA als
Schlepperorganisation verdächtigt“, sagte ein Münchner Staatsanwalt. Außerdem
soll die TWRA in den organisierten Ankauf von hochwertigen, in deutschen
Kaufhäusern gestohlenen Waren, verwickelt gewesen sein. Ungeachtet dessen soll
die TWRA noch bis 1996 weitergearbeitet haben. Fatih Hassanein war zu diesem
Zeitpunkt nach Istanbul verzogen, wo er auch nach dem Ende des Bosnienkriegs
seinen Geschäften nachging. Die TWRA leitete daraufhin sein Bruder Sukarno
Hassanein.
Die Aktivitäten der
TWRA waren kein Einzelfall: Bei der Erste Bank in Wien existierte noch im Jahr
2001 ein Konto der im Sudan registrierten Al Ahamal Islamic Bank, die vom
US-Geheimdienst ebenfalls dem Finanznetzwerk von Osama Bin Laden zugerechnet
wurde. Kurze Zeit später, am 15. Juni 2002, hörte der italienische Geheimdienst
ein Gespräch zwischen zwei Jihadisten in Mailand ab: „Das Land, von dem alles
seinen Ausgang nimmt, ist Österreich“, sagte der Algerier Abderrazak Mahdjoub.
„Also ist Österreich eine große Macht geworden“, entgegnete sein
Gesprächspartner, der ägyptische Imam Nasr Usama Mustafa Hasan. „Ja, alles
verkehrt dort“, sagte Mahdjoub, „dort ist jede Menge Geld im Umlauf.“
Terrorismusfinanzierung
ist weiterhin ein Thema geblieben: Zwischen 2011 und 2013 gingen beim
Bundeskriminalamt (BKA) 214 Verdachtsmeldungen ein. Dabei handelt es sich um
österreichische Bankverbindungen von Einzelpersonen oder Unternehmen, die auf
internationalen Terror- oder Sanktionslisten geführt werden. „Über Details schweigt
sich das Innenministerium aus. Nationale Sicherheit“, so Michael Nikbakhsh in
„profil“. Laut Verfassungsschutz-Bericht kam es 2013 zu Verdachtsfällen im
höheren zweistelligen Bereich: „Nur in Einzelfällen kommt es tatsächlich zu
einer strafprozessualen Verfolgung, da oftmals das Bestimmungsland der
Transaktion bzw. Namensteile als verdachtsbegründend angeführt werden.“
Neben dem neutralen
Status und der großzügigen Handhabung des Bankgeheimnisses eröffnete auch die
tolerante Haltung gegenüber Religionsgemeinschaften radikalen Islamisten
hierzulande zahlreiche Möglichkeiten: „Weitgehend unbehelligt von der Exekutive
können Kontakte geknüpft, Gefolgsleute angeworben oder versteckt und Gelder
geparkt werden.“ Die Gefahr von Attentaten wurde lange als gering eingestuft.
„Man will sich den Ruhe- und Planungsraum nicht durch Anschläge gefährden und
die Aufmerksamkeit der Politik auf sich ziehen. Österreich sendet quasi stille
Signale an die Extremisten, das Land außen vor zu lassen“, meinte 2004 der deutsche
Terrorismus-Experte Rolf Tophoven. Otmar Höll vom Zentrum für internationale
Politik pflichtete diesem Befund bei: „Österreich war nie eine Kolonialmacht,
man muss hier keine außenpolitischen Abhängigkeiten fürchten, wir haben keine
Interessen im arabischen Raum, daher ist Österreich aus Sicht von Terroristen
ein akzeptables Land.“
Politische
Vertretungen von Organisationen, die in anderen Ländern als
Terrororganisationen geführt wurden, werden nach wie vor in Österreich geduldet
– auch um durch Gewährung einer legalen Basis nicht in auswärtige Konflikte mit
hineingezogen zu werden. Kolumnist Rainer Nowak meinte dazu kritisch in der
„Presse“: „Auf extreme politische Gruppierungen, egal ob gerade kurdischer oder
arabischer Provenienz, wird kein Druck ausgeübt, damit verhindert man
Radikalisierung und Aggression. An diesem ungeschriebenen Gesetz orientiert
sich die aktuelle Sicherheitspolitik noch immer: Man habe den Extremisten das
Wasser abgegraben, heißt es im Innenministerium heute stolz.“ So ließ man
Aktivitäten der kurdischen PKK zu, die im Rahmen ihres Guerillakrieges gegen
den türkischen Staat immer wieder Terroranschläge gegen zivile Ziele verübte.
Während die Organisation in Deutschland 1993 verboten wurde, durfte die
Nationale Befreiungsfront Kurdistan (ERNK), die politische Dachorganisation der
PKK, mit offizieller Erlaubnis 1995 in Wien ein Büro eröffnen. Der damalige
Innenminister Caspar Einem geriet deshalb unter Druck. Denn der Oberste
Gerichtshof hatte ein Jahr zuvor, 1994, in einem Urteil festgestellt, dass die
PKK (und auch die ERNK) eine „kriminelle Organisation“ sei. Das Büro befand
sich daher unter ständiger Überwachung der Staatspolizei.
Schon bis in die
1960er Jahre zurück reicht die Präsenz der Muslimbruderschaft: Diese verfügt,
so wie auch in anderen europäischen Staaten, über eine starke Präsenz, „weil
sie der Staat in Ruhe gelassen hat“, so der Experte Lorenzo Vidno. Weiters ist
Österreich eine „Zentrale“ der Hizb-ut-Tahrir, einer 1953 gegründeten
Organisation, die einen Gottesstaat verwirklichen will, in dem „das islamische
Recht in allen Bereichen zur Anwendung“ komme. In Deutschland wurde die
Hizb-ut-Tahrir schon 2003 verboten.
Ab Ende der 1990er
Jahre wurde festgestellt, dass die Predigten in gewissen Moscheen radikaler
wurden und die Stimmung aggressiver. In strafrechtlich relevanter Hinsicht
verhielten sich islamistische Kräfte aber großteils „unauffällig“, womit für
polizeiliches Einschreiten die Grundlage fehlte. Während nach 2001 in anderen
westlichen Ländern aktiv an der Identifizierung und Zerschlagung
radikal-islamistischer Netzwerke gearbeitet wurde, blieb es in Österreich bei
stiller Beobachtung – „nach dem Motto: Die Aktivisten sollen sich anständig
benehmen und die Alpenrepublik mit Anschlägen verschonen, dafür stellen die
Behörden ihren Vereinen nicht nach“, meinte „profil“ 2004. Solche Absprachen
stellte der damalige Leiter des BVT, Gert Rene Polli, entschieden in Abrede:
„So etwas mag es in den siebziger Jahren gegeben haben, aber das ist lange her.
Heute wäre das nicht denkbar. Die Terrorismusbekämpfung funktioniert im
internationalen Verbund. Wenn es da ein Vakuum gäbe, wäre der politische Druck
auf Österreich enorm. Wir sind ein kleines Rädchen in der riesigen Maschine zur
Bekämpfung des Terrorismus. Wir können es uns nicht leisten, abseits zu
stehen.“ Man gehe bewusst einen anderen Weg als beispielsweise Deutschland:
„Wir sperren die Leute nicht aufgrund einer nebulosen Verdachtslage ein, wir
starten keine medienwirksamen Aktionen, sondern agieren auf Basis einer
sicheren Beweislage.“
Danach gefragt, ob
dieser österreichische Weg nicht „ein wenig defensiv“ sei, antwortete Polli:
„Man muss differenzieren. Dass wir keine medienwirksamen Aktionen machen, heißt
nicht, dass wir nicht hoch aktiv sind. Ich bin allerdings überzeugt, dass die
Zukunft der Terrorismusbekämpfung in der Prävention liegt.“ Der Dialog zwischen
den Behörden und den Religionsgemeinschaften rechne sich längerfristig: „Je
mehr man aufeinander zugeht, Verständnis für einander entwickelt, umso geringer
die Chance, dass sich hier radikale Elemente ansiedeln. Ich möchte aber alle
Hoffnungen auf eine heile Welt zerstreuen. Terrorismus ist nicht berechenbar.
Konzepte, die gestern gewirkt haben, können morgen überholt sein.“
Tatsächlich hatten
sich in Wien, Oberösterreich, der Steiermark und in Salzburg
radikal-islamistische Milieus verfestigt. Diese waren laut dem deutschen
Experten Guido Steinberg auch über den österreichischen Kontext hinaus
einflussreich. So sollen die afghanischen Brüder Jamaluddin Qarat und Farhad
Qarat, in Wien lebende Österreicher afghanischer Herkunft, die Ersten gewesen
sein, die den salafistischen Jihadismus öffentlich vertraten und bei dessen
Transfer nach Deutschland eine wichtige Rolle spielten. Beide standen in engem
Kontakt zu dem bosnischen Imam Nedzad Balkan, der ebenso wie der einflussreiche
Prediger Abu al-Khattab in der Sahaba-Moschee in der Lindengasse Nr. 1, unweit
der Wiener Stiftskaserne, wirkte. Die Sahaba-Moschee besuchte auch Mohamed
Mahmoud, ein 1985 geborener Österreicher mit ägyptischen Wurzeln, der nach
Verbüßung einer Haftstrafe 2011 in Berlin „Millatu Ibrahim“ gründete, die erste
Jihad-Bewegung in Mitteleuropa. Weiters gilt die bosnische Salafisten-Gemeinde
in Wien als Zentrale ähnlicher Gruppen auf dem Balkan, die von der
Bundeshauptstadt aus strategisch, logistisch und finanziell unterstützt werden.
Eine
besorgniserregende Entwicklung stellt der „Jihad-Tourismus“ dar, der seit dem
Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs (2011) und dem Erstarken des Islamischen
Staats (IS) im Irak und in Syrien eingesetzt hat: Nach Angaben des
Innenministeriums von Ende 2015 zogen bis dahin 250 Personen aus Österreich als
Freiwillige in die Konfliktgebiete im Nahen Osten. 70 von ihnen sind bereits
zurückgekehrt, 40 wurden getötet. Im westeuropäischen Vergleich lag Österreich
damit prozentuell im Verhältnis zur Bevölkerung gesehen hinter Belgien und
Dänemark auf den vordersten Plätzen bei den Jihad-Freiwilligen. Einerseits
erklärt sich dieser Umstand damit, dass es von Österreich verhältnismäßig
einfach ist, in die Konfliktgebiete im Nahen Osten zu gelangen. Eine wichtige
Route führt Jihad-Freiwillige über Bosnien in die Türkei, um dann dort entlang
der 800 km langen Grenze in Syrien einzusickern. Andererseits weisen die
österreichischen Jihad-Freiwilligen eine spezifische Zusammensetzung auf: „Bei
einem wesentlichen Teil der aus Österreich nach Syrien reisenden Personen
handelt es sich um österreichische Staatsangehörige, deren Familien aus
Südosteuropa und der Westbalkan-Region stammen. Personen mit fremder
Staatsbürgerschaft (insbesondere Personen aus der Kaukasus-Region), welche über
einen gültigen Aufenthaltstitel in Österreich verfügen, stellen den größten
Anteil.“
Hierbei handelt es sich vor allem um Tschetschenen. Erklärt wird dieser Umstand mit traumatisierenden Erfahrungen infolge von zwei Kriegen, dem Erstarken des radikalen Islamismus in der autonomen russischen Teilrepublik, sozialen Problemen und der „Macht des Internets“. Österreich ist eines der Zentren der tschetschenischen Diaspora: Laut Schätzungen (2014) leben 30.000 Flüchtlinge hier. Vor allem die Jihad-„Rückkehrer“ stellen laut BVT ein „erhebliches Sicherheitsrisiko“ dar: „Rückkehrer könnten für Missionierungstätigkeiten sowie für die Gründung neuer radikaler Zentren, in denen sie als Instruktoren fungieren können, auf europäischem Boden verwendet werden. Neben der Möglichkeit eines Anschlags seitens der Rückkehrer als sogenannte ‚Lone Wolves’ [häufig selbst-radikalisierter Einzeltäter] wird auch die Gefahr organisierter terroristischer Anschläge als mögliches Szenario bewertet.“
Hierbei handelt es sich vor allem um Tschetschenen. Erklärt wird dieser Umstand mit traumatisierenden Erfahrungen infolge von zwei Kriegen, dem Erstarken des radikalen Islamismus in der autonomen russischen Teilrepublik, sozialen Problemen und der „Macht des Internets“. Österreich ist eines der Zentren der tschetschenischen Diaspora: Laut Schätzungen (2014) leben 30.000 Flüchtlinge hier. Vor allem die Jihad-„Rückkehrer“ stellen laut BVT ein „erhebliches Sicherheitsrisiko“ dar: „Rückkehrer könnten für Missionierungstätigkeiten sowie für die Gründung neuer radikaler Zentren, in denen sie als Instruktoren fungieren können, auf europäischem Boden verwendet werden. Neben der Möglichkeit eines Anschlags seitens der Rückkehrer als sogenannte ‚Lone Wolves’ [häufig selbst-radikalisierter Einzeltäter] wird auch die Gefahr organisierter terroristischer Anschläge als mögliches Szenario bewertet.“
Ende der Serie